Tag Asiatische Hornisse

Biologie und Lebenszyklus

Allgemeines zur Biologie und dem Lebenszyklus der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

©:Foto: Julia Marfisi (freigegeben für die Velutina Army)
Grafik von Julia Marfisi: Entwicklung im Jahresverlauf der Vespa velutina nigrithorax [Interne Quelle: 08.12.2024, WAG-VAH, Miri]

Die asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax (de Buysson 1905): Lebenszyklus

Der Zyklus einer Kolonie der Vespa velutina nigrithorax  beginnt im frühen Frühjahr (Februar- April) mit dem Baubeginn eines ersten Nestes durch eine junge Königin und endet (spätestens) im Dezember mit dem Absterben der gesamten Kolonie. Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen einer Region haben einen starken Einfluss auf den Baubeginn, die Nestentwicklung und den gesamten Lebenszyklus der Kolonie.  Zusammengefasst dauert es etwa 50 Tage, bis eine Arbeiterin der Vvn sich vom Ei zum ausgewachsenen Insekt entwickelt. Mit steigenden Temperaturen und einer zunehmenden Menge an Brut versorgender Tiere verkürzen sich die einzelnen Entwicklungsphasen.

Entwicklungsstadien der Brut (nach Dong & Wang, 1989):

  • Ei: Die Eier haben eine Entwicklungszeit von etwa 9-15 Tagen
  • Larve: Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Larven innerhalb von 10-18 Tagen fünf Stadien mit 4 Häutungen
  • Puppe: Das Puppenstadium dauert ebenfalls etwa 15-20 Tage
  • Drohnen: Drohnen schlüpfen ca. 15 Tage vor dem Schlupf der Jungköniginnen

Zu Beginn des Zyklus kann man nicht wirklich von „Kolonie“ sprechen, da sich die Königin allein um Nestbau, Versorgung der ersten Brut und ihre eigene Ernährung kümmern muss. Die aus dem Winterschlaf kommende, ausgezehrte Königin ernährt sich zunächst von Nektar und anderen Pflanzensäften, bis später die Larven ihre weitere, aminosäure- und proteinreiche, Ernährung mittels Speichelabgabe (Trophyllaxis) übernehmen.

Mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen beginnt der eigentliche Lebenszyklus der Kolonie, die sich nun stetig entwickelt und wächst. Mit dem Anstieg der schlüpfenden Tiere verändert sich die Struktur des Nestes und die Lebensqualität der Tiere. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate ist Gewichtszunahme bei den erwachsenen weiblichen Tieren nachweisbar (Rome et. al., 2015). Das Nest verändert sich in Struktur und Größe, da die vertikalen, zunächst wenige Zellen umfassenden Waben, erweitert und weitere Waben unten angebaut werden. Dafür wird Nesthülle im Innenbereich abgetragen  und außen neu verbaut. Die Nähe von verfügbarem Wasser ist elementar im Nestbau und der Nestpflege während der wärmer werdenden Monate. Die Hülle muss permanent erweitert und gekühlt werden.

In einem „gesunden“ Kolonieverlauf schlüpfen zunächst zahlreiche Arbeiterinnen, die sich um unterschiedliche Aufgabenbereiche kümmern. Die Nahrungsbeschaffung für die stetig anwachsende Zahl an bald schlüpfender Larven nimmt zu, sie ist in der Regel an das in der Natur vorherrschende Nahrungsangebot angepasst. Die Larven werden zunehmend proteinreicher ernährt, bedingt durch das natürlich steigende Nahrungsangebot – Wetter und Wachstum aller als Nahrungsspektrum bevorzugter Insektenarten.

Auf dem Jagdplan der Arbeiterinnen stehen Honigbienen, Wildbienen, Falter, Fliegen und andere Insekten. Die Beute wird außerhalb des Nestes zerlegt und nur die „Filetstücke“, die proteinreiche Brust- und Flügelmuskulatur, werden an die Larven verfüttert. Die Arbeiterinnen selbst fressen diese Beute nicht. Sie (ebenso wie die Königin) werden von Larven des 5. Stadiums durch „Wiederkäuen“ der erbeuteten Nahrung plus Speichelzugabe ernährt: Die Larven „erbrechen“ einen aminosäure- und proteinreichen Speichel, von dem sich die Arbeiterinnen und die Königin ernähren.

Bei Anwesenheit einer gesunden Königin entwickelt sich die Kolonie zunächst „weiblich“. Sind in einer frühen Periode des Nestes Drohnen vorhanden, ist das Volk „drohnenbrütig“ (entweder durch eierlegende Arbeiterinnen oder eine fehl- oder nicht ausreichend begattete Königin). 

Zum späten Sommer/Beginn des Herbstes werden die ersten Drohnen erbrütet, danach junge Königinnen. Ende September bis Mitte Oktober (je nach Wetter und Region) beginnt der Auszug der Drohnen und Jungköniginnen für die Paarung. Jede Kolonie hat ihren eigenen „sexual swarming peak“(Perrard et. al. 2009). Nach den Paarungen wird Nestaktivität noch weitergeführt bis in den Dezember hinein. Aber die Anzahl der Arbeiterinnen nimmt schnell und stetig ab und aufgrund schwindender Insektenvorkommen können Larven nicht mehr weiter versorgt werden. Es gibt Nester, in denen noch im Dezember Jungköniginnen nachweisbar sind.  Sie sind unfruchtbar (Perrard et.al. 2009). 

Herkunft und Verbreitung

Allgemeines zur Herkunft und Verbreitung der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

Vespa velutina umfasst eine Gruppe von Hornissenarten der Vespa-bicolor-Artengruppe, die ursprünglich im asiatischen Raum beheimatet sind. Innerhalb dieser Artengruppe lassen sich 12 Untergruppen zusammenfassen, die ausschließlich über ihre farblichen Merkmale unterschieden und systematisch gruppiert werden (Taxonomie). Vespa velutina nigrithorax wurde 1905 nach dem französischen Entomologen und Naturforscher Robert François du Buysson taxonomiert.

Der ursprüngliche Lebensraum der Vespa-velutina-Gruppe umfasst den Süden Chinas, Taiwan, den Osten Indiens entlang des Westrandes des Himalayas, Randgebiete Pakistans und Afghanistans sowie die Gebiete Malaysia, Sumatra, Vietnam und Thailand und die Inselgebiete Indonesiens.

Über Transport- und Handelswege findet seit Jahrzehnten eine stark zunehmende Ausbreitung der Velutina-Gruppe weltweit statt.

Grafik Quelle: https://frelonasiatique.mnhn.fr/

Quelle & Details nachzulesen hier: Naturschutzakademie Hessen – Reiner Jahn

 

 

Allgemeines zur Auswirkung invasiver Arten auf regionale Biodiversität

Was bedeutet Biodiversität?

Als Biodiversität (Vielfalt des Lebens) bezeichnet die Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft. Biodiversität beinhaltet:

  • die Vielfalt unterschiedlicher Arten als auch innerhalb einer Art (taxonomische Diversität)
  • die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten sowie die Diversität aller Organismen eines Lebensraums (genetische Diversität)
  • die Vielfalt an Biotopen und Ökosystemen sowie an Ökosystemfunktionen wie Bestäubung und Samenverbreitung (ökologische und funktionale Diversität)
  • die Vielfalt an Verhaltensweisen von Tieren (kulturelle Vielfalt).

Begriffe wie Artenvielfalt oder biologische Vielfalt werden häufig synonym verwendet. Laut der obigen Definition ist das Konzept der Biodiversität jedoch umfassender als der Begriff der Artenvielfalt. Dieser ist lediglich ein Maß für die Anzahl an Arten. Artenvielfalt ist also strenggenommen nur ein Teilaspekt der Biodiversität.

Quelle: Biodiversität – Vielfalt des Lebens. In: Max-Planck-Gesellschaft. o. J.

Welche Auswirkungen bestehen grundsätzlich bei Einwanderung invasiver (nicht-einheimischer) Arten, ob Pflanzen oder Tiere? 

Invasive Arten beinträchtigen regionale Ökosysteme, die sich über lange Zeiträume eigenständig entwickelt haben und sich an die gegebenen ökologischen und klimatischen Bedingungen und Veränderungen angepasst haben. Diese gebietsfremden Organismen dringen in etablierte Lebensräume ein und verändern aufgrund ihrer konkurrenzstärkeren Eigenschaften (z. B. schnelleres Wachstum, höhere Reproduktionsraten, Resistenz gegen lokale Krankheiten oder effizientere Ressourcennutzung) den bestehenden biodiversen Bestand einer Region.

Auf welchen Wegen werden ortsfremde Arten verbreitet und invasiert?

Ortsfremde Arten werden primär durch menschliche Aktivitäten verbreitet. Der globale Handel transportiert unbeabsichtigt Organismen in Ballastwasser, Transportcontainern oder als blinde Passagiere. Besonders bedeutsam sind der internationale Pflanzen- und Tierhandel, bei dem exotische Arten gezielt eingeführt werden, sowie der Tourismus und Warenverkehr. Natürliche Ausbreitungswege umfassen Klimaveränderungen, die neue Lebensräume eröffnen, sowie Verkehrswege wie Straßen und Wasserstraßen, die als Ausbreitungskorridore dienen.
Entscheidend für die erfolgreiche Invasion sind günstige Umweltbedingungen, das Fehlen natürlicher Feinde und die hohe Anpassungsfähigkeit der eingeschleppten Arten. Städtische Räume mit ihren veränderten Umweltbedingungen begünstigen zusätzlich die Etablierung gebietsfremder Organismen. Die Komplexität der Ausbreitung resultiert aus dem Zusammenspiel menschlicher und ökologischer Faktoren.

  • Worin liegt die Beeinträchtigung für die einheimische Biodiversität … und welchen wirtschaftlichen Schaden richten sie an?
    • Verdrängung einheimischer Arten bis hin zum Aussterben
    • Veränderung von Lebensräumen
    • Beeinflussung von Ökosystemfunktionen wie Nährstoffkreisläufe oder Bestäubungsmuster
    • Störung von Nahrungsketten und -netzen
    • Krankheitsübertragung für neue Krankheitserreger, die von einheimischen Arten nicht bekämpft werden können
    • genetische Veränderungen durch Hybridisierung
    • Konkurrenz um Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Lebensraum
    • Veränderung der Bodenchemie durch invasive Pflanzen. Dies kann auch zur Folgeerscheinung werden, wenn sich die Flora durch die fehlende Bestäubungsleistung aus Mangel an Bienen (verursacht durch die Vvn), zu verändern beginnt
    • Verstopfung von Wasserwegen durch invasive Wasserpflanzen

Welchen wirtschaftlichen Schaden richten invasive Arten an?

Zu den Millionen-Schäden in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, Imkerei und im Gartenbau etc. kommen Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen und Prävention hinzu. Aber auch an Gesundheitskosten durch allergieauslösende Pflanzen oder Tiergifte (wie bei der Vvn) und Reparaturen von beschädigter Infrastruktur, etwa bei der Verstopfung von Einlassrohren in Fabriken, Kraftwerken oder Wasseraufbereitungsanlagen durch invasive Muscheln ist zu denken.

Der Einfluss der Vespa velutina nigrithorax auf die heimische Biodiversität

Die Vvn ist 2004 in Europa angekommen und seit 2014 in Deutschland registriert. Derzeit gibt es keine umfassenden Studien oder Statistiken zu ihrem Einfluss auf die jeweilige regionale Biodiversität.