Muss ich noch melden ? Ja klar, denn ich übernehme Verantwortung !
Die Bekämpfungssaison der Vespa velutina nigrithorax war bisher in Teilen mehr als anstrengend. Während einige Bundesländer im Nestermeer scheinbar versinken, strengen sich andere mit aller Macht an, um sich dem Durchzug der Velutina in den Weg zu stellen, denn Vespa velutina nigrithorax ist auch ein Zugtier und bildet nicht nur lokale Populationen.
Einige wenige Bundesländer haben zwischenzeitlich Strukturen geschaffen, um eine koordinierte Bekämpfung mit Meldesystemen, zeitnahen Reaktionen und Schulungen von Bekämpfern aufzustellen.
Bayern schaffte einen Aktionsplan gegen Velutina, im Saarland baute sich der Verein Velutina Netzwerk auf – und in NRW zieht der NABU ausgerechnet mit einer bundesweiten Zählaktion zu Hornissen im Land, die nicht mit den behördlichen Strukturen vernetzt ist, Meldungen vom offiziellen Meldesystem LANUK + UNB ab, so das zu den entscheidenden Eingriffspunkten der biologischen Entwicklung im August und jetzt in Oktober / November wichtige Nestmeldungen nicht zeitnah sichtbar werden und bearbeitet werden können von Bekämpfern, da sie schlicht hängen bleiben. Diese Meldungen die die Behörden oder die offiziellen Meldeportale nicht erreichen fehlen in der Statistik, die eine Basis bilden wird für zukünftiges Vorgehen. Dabei meldet die Bevölkerung – und bemerkt nicht, das es keine offizielle Meldeplattform ist – zumindest in NRW, das vor einer Velutina-Welle steht. Sperrige Meldesysteme, uneinheitliches Vorgehen in den einzelnen Bundesländern, Diskussionen und Kosten/Nutzen und die immer währende Frage wann die Saison vorbei ist ergänzen die diffuse Darstellung in der Öffentlichkeit. Das bietet wenig Orientierung und verwässert Maßnahmen. Ehrenamtliche Leistung verliert ihre Wirkung und das frustriert. Unterschiedlicher und undurchsichtiger kann die Lage für alle Seiten nicht sein.
https://www.lvbi.de/aktuelles/170-bayerischer-aktionsplan-vespa-velutina-l%C3%A4uft-an.html
https://www.velutina-netzwerk-saar.de/
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/hornissen-melden.html
Newsletter Uni Hohenheim Institut fuer Bienenkunde 10202025
Und hier liegt einer der Gründe, warum die Bekämpfung in manchen Gebieten so kräftezehrend und ineffektiv ist – es gibt kein bundesweit gemeinsames koordiniertes klar ausgesprochenes Vorgehen.
Der Wissensstand der Beteiligten und die Auffassung um die Ernsthaftigkeit des Themas ist so unterschiedlich wie es nur sein kann.
Und doch ist eine Sache in den Gebieten gleich: die Dynamik der Velutina wird in allen Belangen unterschätzt. Wo im Jahr 2023 noch von einzelnen Nestern gesprochen wurde und damals das Stöhnen um die Aufwendung zur Bekämpfung bereits laut wurde, dort verzehnfachen oder verzwanzigfachen sich bereits die Zahlen bis 2025. Bienenstände verschwinden innerhalb von zwei Jahren, denn die Stände sind in kürzester Zeit von mehr als 10 Nestern umschlossen. An der Stelle sei erneut gesagt: in Deutschland werden die meisten Bienenstände von Freizeitimkern geführt, die zwischen 3 und 20 Völkern führen. Dort gibt es keine Bienenmasse sondern eher kleinteilige Stände in verschiedenen Lagen. Und auch starke gesunde Völker werden überrannt. Zudem ist das zeitliche Auftreten von Jägern an Bienenständen deutlich verlängert: Vespa crabro und Wespen haben ihren Auftritt vor dem Herbst. Doch wenn Ruhe einkehren sollte, folgt Vespa velutina als neue Dritte im Bunde und verlängert den Jagdsommer um einige Monate.
Während die Imker sich noch sortieren und nach Abschottungsmaßnahmen fragen, würde ein Blick in die stärker betroffenen Bundesländer die nahe Zukunft bereits zeigen im eigenen Land.
Andere haben gute Erfolge mit Abschottungsmaßnahmen, aber diese Bild ist ebenso vielfältig im Resultat wie Velutina selbst. Auch hier gilt: unterschiedlicher und undurchsichtiger kann die Lage für alle Seiten nicht sein. Ein generelles Rezept mit garantierter Wirksamkeit gibt es nicht.
https://bienenkunde.uni-hohenheim.de/vespavelutina-handlungsempfehlung#jfmulticontent_c615717-9
Die Art und Weise in der die Umstufung auf eine etablierte Art stattgefunden hat, ohne Begleitung von Öffentlichkeitsarbeit und Erklärung dessen, was das eigentlich bedeutet – das führt zu einer Abnahme im Meldeverhalten. Das ist ein Schritt zurück. Unkoordinierte Meldeabzüge verstärken das Problem. Und das zu einem denkbar ungeeigneten Zeitpunkt.
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/umstufung-asiatische-hornisse-rheinstetten-dreiland-aktuell-100.html
Wildbienen sowie andere Insekten haben keine starke Lobby, obwohl sie als Indikator für Biodiversität gesetzt werden. Sie verschwinden ohne schrillen Ton und Geschrei, während noch nach Studien und Nachweisen gefragt wird für einen möglichen Einfluß, den Velutina ausüben könnte.
https://www.uni-hohenheim.de/pressemitteilung
Die vielseitige Struktur in Deutschland kommt Velutina entgegen: Zugrouten, Gewässer, Wald, Feld und Stadt, Obstanbau, im Frühjahr warme Stadt- und Siedlungsränder sowie Verkehrsrouten an denen es sich ziehen lässt. Sie zieht schnell, Verschleppung durch menschlichen Einfluss beschleunigt die Ausbreitung.
Haben wir denn nicht die Verantwortung, die lokalen Bereiche zu schützen, den nächsten in der Durchzugskette mit zu schützen ? Uns dem entgegenstellen ? Verantwortung übernehmen ?
Sollten wir nicht alle an einem Strang ziehen – Gemeinsam gegen Velutina ?
Anja
Anja