Embryonalnest©:Foto: Gerhard Albert (freigegeben für die Velutina Army)

Bestimmungshilfen für Insekten – Schwerpunkt Wespen Hornissen und Wildbienen

Welches Insekt sehe ich da gerade? Viele Fotos oder telefonische Beschreibungen erreichen Wespen- und Hornissenberater/innen mit dieser Fragestellung. Zwischenzeitlich ist es für diese umso wichtige geworden, die Insekten korrekt zu bestimmen, da Vespa velutina nigrithorax zur möglichen Bekämpfung von den einheimischen und geschützten Arten unterschieden werden soll. Auf Grund ihrer gelb schwarzen Färbung geraten viele Insekten ins Zentrum der Aufmerksamkeit, dabei ist es oft gar keine Wespe.
Es gibt zwischenzeitlich eine Reihe Bestimmungshilfen, die jemand zu Rate ziehen könnte für eine erste Bestimmung. Hier kommt eine kleine Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat und auch keine Werbung darstellt. Sie ist sowohl für Laien als auch für Fortgeschritten geeignet.
Sollte Euch noch eine gute sinnvolle Bestimmungshilfe bekannt sein, nennt sie uns gerne, damit wir diese ergänzen können. Schön wäre eine vielfältige umfassende Übersicht zu dem Thema.

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Neues aus Flandern

In Belgien wurden sehr interessante Untersuchungen durchgeführt, die wir hier gern mit Euch teilen möchten. Veröffentlicht wurde es in der Facebook- Gruppe „Aziatische hoornaar Vlaanderen“.

„Ich habe einige entfernte Nester zur Beobachtung in Käfigen installiert, um sie zu studieren. Sie erhalten Baumaterial (Hülle alter Nester), Zuckerwasser, Kabeljau und Insekten. Alle diese Nester haben inzwischen Arbeiterinnen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich solch ein Nest entwickelt, Millimeter für Millimeter und Schicht für Schicht gebaut wird, wie die Larven versorgt werden, wie Nahrung zwischen den Individuen und den Larven ausgetauscht wird, wie sich die Larven verpuppen usw.
Einige Beobachtungen:

  • Ein Embryonest konsumiert etwa 5 bis 10 Insekten pro Tag (es werden nur Bruststücke von Bienen verwendet, Fliegen werden vollständig genutzt), abhängig davon, wie weit die Larven entwickelt sind.
  • Bei einem primären Nest mit einigen Arbeiterinnen steigt dies auf 10 bis 20 Insekten pro Tag.
  • Sobald mehr als 5 Arbeiterinnen vorhanden sind, bleibt die Königin im Nest.
  • Sie bevorzugen Insekten gegenüber Fisch, aber mit reinem Kabeljau funktioniert es auch.
  • Ich bemerke keine Arbeitsteilung unter den Arbeiterinnen. Sie holen alle Zucker, Proteine, Baumaterial und füttern die Larven.
  • Larven geben Laute von sich, um Futter zu betteln. Sie erhalten zermahlene Proteine und Zuckerwasser und geben im Gegenzug süße Tröpfchen zurück.
  • In vielen primären Nestern kommen auch einige Drohnen vor. Diese tun überhaupt nichts. Sie erhalten auch Proteine zum Kauen. Sie werden meist nach etwa zehn Tagen verstoßen.
  • Arbeiterinnen sind bereits 2 Tage nach der Geburt aktiv mit der Larvenpflege, dem Bau und dem Sammeln von Nahrung und Baumaterial beschäftigt.
  • Die Hülle um ein Nest wird innerhalb weniger Tage vollständig geschlossen (erste Schicht).
  • Fremde Arbeiterinnen aus einem anderen Nest werden problemlos akzeptiert (je jünger, desto leichter). Ältere Arbeiterinnen werden von den Arbeiterinnen heftig geputzt, ähnlich dem „Grooming“ bei Bienen. Manchmal tun sie dies auch mit Arbeiterinnen, die im selben Nest geboren wurden (anderer Geruch?).
  • Fremde Drohnen werden getötet.
  • Fremde Königinnen werden von den Arbeiterinnen angegriffen und gestochen, wenn sie sich dem Nest nähern.
  • Gestochene Königinnen sind eine Zeit lang gelähmt, können sich aber nach einigen Tagen vollständig davon erholen.
  • Bei einem Nest ohne Königin wird eine neue Königin akzeptiert.
  • Arbeiterinnen leben etwa einen Monat.
  • Ein Nest wird von innen abgebaut, um es an der Außenseite zu erweitern (mehrere Schichten Hülle).
  • Die Hülle des primären Nests kann verwendet werden, um schnell das sekundäre Nest zu bauen. Dann entstehen plötzlich Löcher im primären Nest (Beobachtung vom letzten Jahr).
  • Die Königin wechselt zwischen dem primären und dem sekundären Nest hin und her. Es befanden sich bereits Eier und kleine Larven im sekundären Nest, als die Königin noch im primären Nest gesehen wurde.
    Wer hat noch Ideen, die mit Nestern in Gefangenschaft getestet werden könnten?“

Galiciens Kampf gegen Vvn- was Europa daraus lernen kann

Unlängst wurde in Deutschland die Umstufung der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax von „invasiv“ auf „etabliert“ verkündet. Die Folgen dieser Ankündigung und der zukünftige Umgang der einzelnen Bundesländer mit dieser „neuen Situation“ bleiben abzuwarten. Bereits jetzt herrscht eine große Unsicherheit in Gruppierungen, die sich neu mit dem Thema Vvn anfangen zu beschäftigen, und es herrscht eine deutlich wahrnehmbare Verunsicherung in den Gruppen derer, die schon länger damit zu tun haben. Genannt seien hier alle ehrenamtlich Tätigen und/ oder haupt,- oder nebenberuflich tätigen Hornissen- und WespenberaterInnen, die mit großer Fachkenntnis seit mehren Jahren an dem Thema arbeiten und tatkräftig versuchen auszugleichen, was manch eine deutsche UNB theoretisch über die Vvn nicht zu vermitteln vermag. Fakt ist: die Velutina- Saison hat in Deutschland begonnen und die biologische Entwicklung des Tieres kennt keine paragrafischen Grenzen.

Wo wird die Reise hingehen? Das fragen sich derzeit sehr viele – eigentlich alle. Alle, die thematisch und praktisch mit der Vvn zutun haben.

Wenn man es ganz genau nimmt, sind Unsicherheit und Verunsicherung unangebracht. Ein Blick auf die Handlungsweisen der europäischen Nachbarn, die seit Jahrzehnten mit Vvn zu tun und zu kämpfen haben, zeigen: es gibt Möglichkeiten, und praktische sachgerechte Taten können viel bewirken.

Schauen wir nach Galicien …..

Galicien ist eine autonome Gemeinschaft im Norden Spaniens, die 313 Gemeinden umfasst, deren Hauptstadt Santiago de Compostela ist- ein historischer Wallfahrtsort mit jährlich mehreren Hunderttausenden Pilgern aus aller Welt.

2012 wurde Vvn erstmals an zwei Orten nachgewiesen: im Norden in Burela (Provinz Lugo), im Süden in Rosal (Provinz Ponte vedra). In den folgenden 4 Jahren konnte in Galicien ein Anstieg von erstmals 2 Nestern auf 10642 (!!! gefundenen) Nestern dokumentiert werden. Der rasante Anstieg sollte allen europäischen Nachbarn -wie uns- ein Mahnmal sein. Galicien war neben Frankreich eins der ersten Länder, die sich mit Vvn gezwungenermaßen auseinandersetzen mussten. Heute, nach mehr als 10 Jahren Erfahrung mit dem neuen Tier hat Galicien Maßnahmen ergriffen, von denen wir europäischen Nachbarn, die die Entwicklung der Velutina noch vor sich haben, unbedingt lernen sollten.

2024 wurde erstmals in Galicien eine großangelegte Aktion durchgeführt, die mit einem finanziellen Einsatz von 1,8 Mil. € mehrere Kampagnen umfasste:

breitgefächerte Informierung der Bevölkerung

Austeilung von Fallen

Dokumentation und Erfassung von Meldungen

Entfernung von gemeldeten Nestern

Die ganz Galicien umfassende Kampagne hatte folgende Ergebnisse: mittels 20.500 Fallen wurden 113.000 Königinnen in 261 Gemeinden gefangen. 18.700 Nester konnten durch diesen zentralisierten Plan entfernt werden.

Der „galicische Plan“- egal, wie lange er gedauert hat- sollte ein konstruktives Beispiel sein!

La coordinadora del trampeo contra la velutina

Nestabtötung mit Lanze und Hubsteiger©:Foto: Christine Seither (freigegeben für die Velutina Army)

Zusammentreffen von Vespa velutina nigrithorax mit: Jagd und Forst

Die Vespa velutina nigrithorx (Vvn) ist kein alleiniges Thema der Imker/innen. Alle draußen befindlichen Menschen und Tiere können zu Nist- und Flugzeit der Insekten auf sie treffen, manche in der Freizeit, andere im Beruf.

Hier findet Ihr einige Links zum Thema Jagd und Forst, denn auch hier gibt es Publikationen, die das Thema aufgreifen. Gerne nehmen wir weitere hinzu, sobald wir Kenntnis davon haben. Hinweise sind erwünscht.

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©:Laura Schmidt freigegeben für die Velutina Army

Los geht’s – Frühjahrssichtungen der Vespa velutina nigrithorax (Vvn) machen und melden

Osterzeit – Eiersuchzeit. Wo könnten es sein das bunte Gelege? Dachboden, Geräteschuppen, Nistkasten, überdachte Terasse, Treppenhaus, unter dem Balkon, im Carport, in der Gartenbox, im Themokomposter, im Strauchschnitthaufen, Laubhaufen, im Brombeergestrüpp, in der Hecke, unter Blumenpötten und Grillhauben … in jeder kleinteiligen Struktur, die ich gut mit der Hand erreichen kann, sind Funde möglich.

Überall dort könnte jetzt auch Vvn ihre erste Eier ablegen, säuberlich in frische Zellen einsortiert und gut gewärmt im Gründernest, das dann in den nächsten Wochen zum Primärnest heranwächst.

Frühjahrszeit – Zeit zu Ausputz. Zum Beispiel in Kleingartenanlagen wird der Wintermuff vertrieben, Abdeckungen werden gelüftet, die Möbel rausgestellt, der Sonnenschirm geöffnet. Dinge die lange geruht haben werden bewegt. Ebenso auf Terrasse, im Hinterhof und im Geräte- oder Fahrradschuppen.
Auch dort trefft Ihr unter Umständen auf die ersten kleinen Nester der Vvn

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…wie läuft das in der „Velutina Army“?

Es ging in einer Untergruppe unserer WhatsApp-Community darum, dass Mitglieder mit „Sie“ angesprochen werden. Aber wisst ihr was das schöne an der Army ist? Lest selbst:
„(…) Evtl. gibt es hier auch Leute, die auf das Sie bestehen. Hier in der Army hat es sich etabliert, dass wir uns alle duzen. Das gilt auch für die Frau oder den Herr Professor Dr. … Bisher kommen auch alle gut damit klar, auch die Menschen mit Titel unter uns. Ich habe tatsächlich schon manchmal darüber nachgedacht, ob das so ok ist. Aber ich finde das momentan schön so und so lange sich keiner beschwert, würde ich das gerne so weiter machen. Velutina vereinigt uns in der gemeinsamen Aufgabe und hier sind wir alle gleich. Jeder hat etwas dazu zu geben, auch wenn derjenige das selbst noch nicht einmal weiß. Wir profitieren von unseren Akademikern, ebenso wie von allen anderen (häufig sogar noch mehr, denn diese Erfahrungen stehen nirgends geschrieben, sind aber immens wichtig) hier sitzen wir alle auf Augenhöhe im selben Boot.“ (Miri)

Vespa velutina nigrithorax: per Anhalter durch die Welt

Seit Jahrzehnten ist, bedingt durch den zunehmenden globalen Handel, eine stark ansteigende Ausbreitung zahlreicher Pflanzen- und Tierarten weltweit zu verzeichnen. Die Verbreitung der Arten erfolgt zumeist durch „menschliche Bewegung“. Es gibt Beispiele, die verdeutlichen, dass menschliche Bewegung schon in der weit zurückreichenden Vergangenheit einen nachhaltigen Einfluss auf die Verbreitung von Tierarten hatte. Ein sehr frühes Beispiel ist die Verschleppung von Hunden und Ratten nach Neuseeland um 1300. Die älteste dokumentierte Invasion einer Tierart ist die Verbreitung europäischer Kaninchen auf den Balearen im 1. Jh. vor Chr.

Aus der Gruppe der Hautflügler sind zahlreiche Arten als Invasoren bekannt. Besonders aus der Gruppe der Faltenwespen (Vespidae) sind 34 Arten bekannt, die durch menschlichen Handel verschleppt wurden. 7 der besonders invasiven Arten sind „eusozial“ (besondere Form des Sozialverhaltens innerhalb einer Gruppe). Als Beispiele sind hier die Verbreitung der Vespa vulgaris in Neuseeland zu nennen, oder Vespa pensylvanica, die in den 70iger Jahren auf Hawai durch die Einschiffung von Weihnachtsbäumen eintraf.

Die Asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax ist sehr wahrscheinlich bereits im im Jahr 2003 in Europa angekommen. Ein Bonsai- Züchter aus Sainte- Livrade-sur- Lot (Départment Lot- et- Garonne) in Frankreich bemerkte im Sommer 2004 „auffallend dunkle“ Hornissen. Er erkannte die Art, die ihm auf einer Reise nach China aufgefallen war, wieder. Im Herbst 2004 entdeckte er nach dem Laubfall zwei kugelförmige Nester in Bäumen seiner Nachbarschaft und zerstörte sie mit einer Schrotflinte. Als er sie 2005 wieder fliegen sah, fing er ein Exemplar ein und schickte es 2006 an einen Spezialisten, der die Identifizierung bestätigte. Laut dem Bonsai-Produzenten könnte diese Asiatische Hornisse in den Kisten mit chinesischer Keramik eingeschleppt worden sein, die er seit mehreren Jahren regelmäßig aus Yunnan importierte. Da der Schiffstransport nur einen Monat dauerte, wäre das Überleben der befruchteten Weibchen in den Kisten problemlos möglich gewesen, wenn die Verschiffung während der Winterperiode erfolgt wäre. (aus: Villemant et al. 2006)

„Angesichts der potenziell hohen Kosten, die mit der Invasion der Gelbbeinhornisse für Waren und Dienstleistungen verbunden sind, und angesichts der Schwierigkeiten und Kosten, die ihre Bekämpfung nach einer erfolgreichen Etablierung mit sich bringen kann, dürfte die Verhinderung der Einführung der Art in neue Länder wahrscheinlich weniger kostspielig sein. Wir empfehlen daher, Überwachungsbemühungen auf Gebiete auszurichten, die als klimatisch geeignet eingeschätzt werden, insbesondere auf Inseln wie Großbritannien und Japan (Robinet et al. 2016). Wenn die Gelbbeinhornisse in Großbritannien tatsächlich nur ein paar Mal beobachtet wurde, ist eine schnelle landesweite Kolonisierung sogar von einem einzigen invasiven Standort aus möglich (Keeling et al. 2017), und die Bekämpfung wäre weniger kosteneffektiv als die Invasionsprävention für andere Regionen des Landes…

…Darüber hinaus wurden in der Nähe von Frachtbereichen von Bahnhöfen, Häfen und Flughäfen verschiedene Nachweise in neuen Gebieten durchgeführt (z. Güterbahnhof in einem nördlichen Vorort von Paris im Jahr 2009 und Flughafen im Jahr 2011, in der Nähe des Hafens von Viana do Castelo, Portugal im Jahr 2011, Hafen von Burela in Galicien, Spanien 2012, in der Nähe des Hafens von Bristol, Großbritannien im Jahr 2016), was darauf schließen lässt, dass der kommerzielle Transport auch eine bedeutende Rolle bei der Fernverbreitung und vor allem bei der Schaffung neuer Verbreitungsgebiete spielt und seine Auswirkungen auf die Verbreitung der invasiven Hornisse nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Überwachungsbemühungen sollten sich daher stark auf Kreuzungspunkte für kommerziellen und menschlichen Transport konzentrieren. Andere Länder wie die USA, Australien, die Türkei und Argentinien scheinen klimatisch für die Art geeignet zu sein, auch wenn die Gelbbeinhornisse dort noch nicht beobachtet wurde. Angesichts ihrer Entfernung zum ursprünglichen und derzeit invasiven Verbreitungsgebiet der Art ist es unwahrscheinlich, dass sich die Art in diesen Ländern von selbst ausbreitet.“ (Salle 2020)

Anmerkung der Redaktion: aus persönlichen Gesprächen mit türkischen Imkern ist bekannt, dass Vvn in dem Gebiet um Troya (Tevfikiye) seit 2023 auftritt. Auch in den USA (Savannah/ Georgia) ist Vvn seit 2023 gemeldet. Über Vorkommen in Australien und Argentinien liegen noch keine Daten vor.

 

  • Claire Villemant et al.: Premier bilan de l’invasion de Vespa velutina Lepeletier en France (Hymenoptera, Vespidae). Bulletin de la Société entomologique de France. 2006. S. 535-538.
  • Christelle Robinet et al. 2016: Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: The role of human-mediated dispersal and the effects of control measures
  • Jean- Michelle Salle (2020): The economic cost of control oft he invasive yellow-legged Asian hornet, https://www.researchgate.net
  • Keeling MJ, Franklin DN, Datta S, Brown MA, Budge GE (2017): Predicting the spread of the Asian hornet (Vespa velutina) following its incursion into Great Britain. Scientific Reports 7: https://doi.org
  • Jacqueline R. Beggs, Eckehard G. Brockerhoff, Juan C. Corley, Marc Kenis, Maite Masciocchi, Franck Muller, Quentin Rome, Claire Villemant: Ecological effects   and management of invasive alien Vespidae 15 February 2011 / Accepted: 10 June 2011
  • https://www.bienenundnatur.de
  • Australien, März 2025: https://www.dpi.nsw.gov.au