Am häufigsten wird die Asiatische Hornisse, Vespa velutina nigrithorax (Vvn), mit der einheimischen, europäischen Hornisse, Vespa crabro (Vc), verwechselt. Besonders im Vorbeiflug sind die beiden Arten schwer voneinander zu unterscheiden. Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch einige markante Unterscheidungsmerkmale.
Als Faustregel gilt:
Vvn ist etwas kleiner als Vc
Vvn ist schlanker als Vc
Vvn hat leuchtend gelbe Beine („bis zum Knie“), Vc hat durchgehend braune Beine
Vvn besitzt einen durchgehend schwarzen Brustbereich (Thorax), der Thorax von Vc ist schwarz mit braunen Bereichen
Der Kopf von Vvn ist auf der Oberseite schwarz, das Gesicht orange. Kopf/ Gesicht von Vc ist gelb mit brauner „Maske“
Der Hinterleib (Abdomen) von Vvn ist schwarz mit schmalem, gelben Band und v-förmiger gelblich- orangener Markierung. Das Abdomen von Vc hat leuchtend gelbe und braune Markierungen
Vvn fliegt nicht nachts, dafür bei Regen, die Vc ist auch nachtaktiv und fliegt bei Dunkelheit künstliche Lichtquellen an
Vvn kann im Gegensatz zu Vc rückwärts fliegen und in der Luft stehen (ähnlich einem Helikopter)
Von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Institut für Bienenkunde und Imkerei (Veitshöchheim [2023]) kann jeder dieses Bestimmungskärtchen ordern, ausdrucken usw. Es dient v.a. zum Verteilen in der Bevölkerung zur Minimierung von Falschmeldungen. Bestimmungskärtchen Vespa velutina.
Auswirkung auf den menschlichen Körper und auf Haustiere beim Kontakt mit Vespa velutina nigrithorax (Vvn)
Die Vvn ist grundsätzlich nicht aggressiv, solange man nicht in die Nähe des Nestes gerät. Dort jedoch kann es zu Verspritzen des Gifts auch ohne körperlichen Direktkontakt kommen oder direkt zu Stichen. Mögliche negative Auswirkungen können entweder sofort eintreten, beispielsweise eine allergische Reaktion wie ein anaphylaktischer Schock oder auch erst zeitverzögert zwei Wochen später. Kontaktieren Sie eine Arztpraxis oder medizinisch entsprechend ausgebildetes Personal, bei Haustieren die Tierarztpraxis und eine Tierklinik.
Regulär kommt eine größere Menge von Vvn in Aufwallung, wenn sie sich am Nest gestört fühlen oder aufgeschreckt werden.
Nicht nur Schädlingsbekämpfer oder Nestentferner treffen auf Vvn, sondern auch Gärtner/innen, Imker/innen, Mitarbeiter/innen in der Landschaftspflege, Gartenbau und Friedhofspflege, Forst-/Waldarbeiter/innen, Dachdecker/innen und weitere Arbeitsgruppen, die sich an der für Vvn relevanten Struktur wie Strauchwerk, Bäumen, Baumalleen, Hausfassaden, Schuppen und Kleingartenstrukturen aufhalten. Oftmals ist das Treffen unerwartet für beide Seiten und die betroffenen Personen oder Haustiere tragen keinen Schutz.
Im Weiteren finden sich informative Verlinkungen zum Thema Arbeitssicherheit und Gesundheit:
Es folgt ein Erfahrungsbericht von Joachim Wünn / Hornissenfachberater
„Zur Sammlung von Allergie – Geschichten kann ich auch zwei beitragen: Fall 1: Ein Geschäftskollege ist an einer Hecke vorbeigelaufen, in der in rund 1m Höhe ein Primärnest versteckt war. Der Gehweg ging direkt an der Hecke entlang. Er wurde gestochen und hat direkt mit einer anaphylaktischen Reaktion reagiert. Er war rund 3 Stunden bei der Ambulanz, bekam Cortisoninfusion. Er wurde zum ersten Mal von einer Hornisse gestochen, aber in der Vergangenheit schon von Wespen.
Fall 2 – das war ich selbst. Ich wurde als Hornissenfachberater zur Begutachtung eines Nestes gerufen. Das war hinter einem Bretterstapel versteckt, von außen nicht sichtbar. Ich habe vorsichtig geklopft, da kamen einige Velutinas. Für die Meldung auf der App wollte ich ein Foto machen und bin auf ca. 2 m ran, da hat mich eine in die Augenbraue gestochen. Der Stich war deutlich weniger schmerzhaft als ein Bienenstich, aber schon nach wenigen Sekunden war klar, dass dieser Stich anders abläuft, als alle Bienen- oder Wespenstiche, die ich bislang bekommen habe. Der Kopf wurde heiß, Jucken und Ausschlag am ganzen Körper, Magen wie Sodbrennen. Da ich mitten auf dem Land war, habe ich mich ins Auto gesetzt und bin Richtung Wohnort gefahren. Nach wenigen Minuten gingen dann auch die Atemwege zu, sodass ich die 112 gewählt habe. Nach ca. 15 Minuten dann RTW 2 Infusionen und Adrenalin vernebelt, Blaulichtfahrt in die Notaufnahme, Diagnose Anaphylaxie 3. Grades. Nach einer Nacht in der Notaufnahme war dann alles wieder gut, mittlerweile Hyposensibilisierung mit Wespengift. Man geht davon aus, dass die heftige Reaktion aufgrund vorheriger Sensibilisierung durch Wespengift erfolgt ist. Was ich erschreckend fand: das Thema Vvn ist in der Medizin noch nicht angekommen ( zumindest nicht in der Uniklinik Heidelberg). Die Desensibilisierung hat im November begonnen und geht jetzt mind. 5 Jahre mit 1 Injektion alle 6 Wochen. Seit der Anaphylaxie bin ich von keiner Wespe oder Hornisse mehr gestochen worden, nur von Bienen, die machen aber glücklicherweise keine Probleme.“
Anmerkung Miri Wahr:
„Die Vvn-Völker und ihr Benehmen sind genauso unterschiedlich wie Bienenvölker. Manche greifen schon bei 5m Abstand an, andere lassen eine Annäherung zu.“
„Wir konnten das Handy auch in den Busch stecken. Auch das Wackeln der Äste hat sie nicht gestört. Wenn das Nest nicht gestört wird, merken die Anwohner am Anfang nicht viel. Bei unserem Kirschlorbeerbusch (siehe Video) dachten sie, es wären einheimische Tiere und waren froh über die Artenvielfalt. So haben sie auch nichts gemacht. Und da war es schon Oktober.“ (Gerhard Albert)
Es folgen zwei Erfahrungsberichtevon Gerhard Albert
Reaktion auf Stich der Vespa Velutina Oktober 2023 – Gerhard Albert
„Bei einer Nestsuche wurde eine Vvn mit einem Kescher gefangen. Dieser wurde auf einem Tisch abgelegt. Durch eine Unachtsamkeit drohte der Kescher vom Tisch zu fallen. Meine Frau wollte ihn auffangen und wurde dabei leicht in den Zeigefinger der rechten Hand gestochen. Dies ereignete sich ca. um 15:40 Uhr. Kurz danach begann sich die Hand rot zu färben und anzuschwellen. Um ca. 17:15 Uhr hatte sich die Schwellung bis in den rechten Arm ausgebreitet und es begannen Herzrasen mit schnellem Puls, Schweißausbrüche, Juckreiz am ganzen Körper und die Ohren gingen zu. Daraufhin fuhren wir ins nahe gelegene Krankenhaus. Dort wurde meine Frau untersucht und erhielt eine Infusion mit Cortison. Nach Ende der Infusion blieben wir noch ca. 1 Stunde zur Beobachtung. Nachdem die akuten Symptome abgeklungen waren konnten, wir das Krankenhaus wieder verlassen. Vor diesem Stich war keine Wespengiftallergie bekannt gewesen. Seitdem reagiert sie auf Mückenstiche mit starker Schwellung um die Einstichstelle.“
Sicherheitshinweis
von Ilona Munique Vvn hat einen etwa 7 mm langen Stachel und durchdringt normale Imker- und Schutzkleidung ohne Weiteres. Ihr Gift kann bis zu zwei Wochen später noch tödliche Auswirkungen haben, vor allem für allergisch reagierende Menschen. Schützen Sie sich und andere mit geeignetem Equipment, wenn Sie in die Nähe eines Nestes kommen oder es gar entfernen!
Ein Bericht von Juan Ramón Gentil Gonzáles 20.12.2024, Spanien
Anmerkung der Redaktion: Juan Ramón Gentil Gonzáles berichtet in diesem Artikel darüber, welche Erlebnisse er gemacht hat mit Vespa velutina nigrithorax (Vvn) direkt an seinen Bienenständen in Bezug auf unerwartetes Zusammentreffen und seine persönliche Gesundheit. Lest selbst:
„Die Schäden belaufen sich nicht nur auf die Imkerei. Das springt nur als Erstes ins Auge. Die Schäden finden sich am Weinbau, den Früchten, ganz zu schweigen vom Schaden an den Menschen. 75 Prozent der Notfalleinlieferungen (Anm.d.Redaktion: in Spanien, Galicien) durch Stiche sind auf die Velutina (Vvn) zurückzuführen. Deutschland ist paradiesisch für die Vvn, die Städte bieten alles was sie braucht und da wird sich vieles bewegen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es muss ein Prozess stattfinden des Verstehens, wie das Ganze funktioniert. Aber das braucht Zeit, die wir eben nicht haben.
Ganz zu schweigen von den Sanitätskosten die auf Euch zukommen, wenn es dann mal so ist wie bei uns (Anm. d. R. in Spanien, Galicien). Ich habe schon einen Imkerkollegen verloren. Ein 70-jähriger ist an die Bienenbeuten heran, um den Honig zu ernten. Da war eine Beute mit Vvn besetzt. Die hatten das Bienenvolk erledigt und die Kiste übernommen. Sie verteidigen ihre Kiste dann, wenn sie sich derer bemächtigen haben. Sie verteidigen die als Nahrungsquelle. Und wenn du sie dann erschreckst, zum Beispiel auch beim Öffnen, kommen sie heraus und greifen dich an.
Sie greifen dich an. Wenn 200 Velutinas in einer Kiste sind oder mehr, die dann plötzlich herausgeschossen kommen … das ist mir passiert … Ich bin nur da an die Beute gegangen mit einem Badmintonschläger, ohne weiteren Schutz. Ich habe gesehen, dass auf dem Anflugbrett ein Haufen Vvn drauf waren. Ich habe mir den Schläger genommen und wollte welche erschlagen – dann sind die herausgeschossen, und ich musste zurück rennen, also rückwärtsrennen und mit dem Schläger den Kopf schützen, also das Gesicht. Vier oder fünf Stück haben die mich gestochen am Bauch. Und zwei sind durchgekommen. Ich bin dann umgefallen. Nur zwei sind durchgekommen, und ich hatte den ganzen Tag Schmerzen. Ich konnte nichts essen. Stell Dir vor, wenn du dann plötzlich 60 Stiche hast, das überlebst du nicht, auch wenn du kein Allergiker bist.“
Einer derart belagerten Beute sollte man sich nicht ohne Schutzanzug nähern, die Hornissen werden diese Beute verteidigen wie ihr eigenes Nest. Video von Juan Ramón Gentil Gonzáles
Ergänzung ohne Veränderung am Originaltext zum besseren Verständnis der Leser/innen durch Anmerkung der Redaktion der Seite Velutina-Army wie folgt:
Imker/innen prüfen u.a. durch Anheben des Deckels einen Bienenbeute, was darunter im Bienenvolk los ist: sind Bienen da, sind die Wabengassen mit Bienen besetzt, wo genau ist der Bienensitz, sehen sie vital aus? Regulär geht ein prüfender Imker/in nicht davon aus, das sich dort ein fremdes Volk eingenistet hat, das sich erschreckt und aus der Bienenbeute herausgeschossen kommt, wie es bei der Nestverteidigung von VVn üblich ist. Hier werden sich Arbeitsabläufe zur eigenen Sicherheit verändern. Der Einsatz von Königinnenabsperrgittern im Inneren der Bienenbeuten zwischen Boden und erster Zarge oder vor dem Honigraum lässt sich als Sperre vor Vvn nutzen. Hierbei ist aus imkerlicher Sicht unbedingt die Jahreszeit zu beachten, Polleneintrag und Drohenein- und ausgang ist damit nicht möglich. In Galicien ist der Druck der Vvn mengenmäßig so stark, das die Imker/innen sich nicht anders zu helfen wissen, als mit Badmintonschlägern ihre Bienenvölker zu verteidigen. Das findet zu der Zeit statt, in der Vvn die größte Volksstärke erreicht. Juan berichtet hier, das Vvn die eine Bienenbeute eingenommen haben, auf Angriff schalten, wenn sie erschreckt werden. Und zwar in den Fällen das entweder der Deckel geöffnet wird oder der Imker plötzlich auf das Flugloch zugeht und mit dem Schläger agiert. Das Verhalten von Vvn ist hier ähnlich einer Nestverteidigung. Bei den in Deutschland fliegenden Einzeltieren ist das noch nicht zu erwarten – wenn die Menge jedoch ansteigt, wäre das zu beachten.
Allgemeine Sicherheitshinweise: Bitte versucht nicht, das Nest „mal eben schnell“ selbst zu entfernen. Die Vespa velutina nigrithorax (Vvn) zeigt sich in Nestnähe äußert aggressiv, verteidigt das Nest lang anhaltend mit einer Vielzahl von angreifenden Tieren.
Was ist zu tun?
Einzeltiere sind meist nicht aggressiv
bitte beobachte die Flugtiere mit Abstand
fotografiere das Nest – am besten mit aufsitzenden Tieren
melde die Sichtung über das entsprechende Meldeportal der Bundesländer
Nochmal: versuche AUF GAR KEINEN FALL das Nest eigenständig zu entfernen!
Hinweis für Imker: ein einfacher Imkeranzug bietet KEINEN ausreichenden Schutz bei der Näherung an ein Nest
Im Video unten von Thomas Beissel befindet sich nur eine Kamera im Raum und es wurde lediglich 1x an den Balken geschlagen. Es ist niemand im Raum der Wärme oder CO2 abgibt oder wild um sich schlägt. Das Nest ist ein verhältnismäßig kleines Primärnest mit einer geringen Anzahl Tiere:
Video von Yvonne Ilk zu Aggressivität am Nest – es ist ein Sekundärnest mit einer großen Anzahl Tiere.
Um Nester der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn), zu suchen und zu finden, müssen die Tiere, die man auf Futterquellen entdeckt oder bereits auf Locktöpfe/Dochttöpfe konditioniert hat, markiert werden. Mit den markierten Tieren kann man dann Flugrichtungen und Flugzeiten bestimmen. Zum Markieren eignen sich Markierstifte, wie man sie auch für die Zeichnung von Honigbienen-königinnen verwendet. Gefangen wird das Tier mit Netz oder Schleier und wird dann in ein Zeichenröhrchen (für Honigbienen), o.ä. überführt. Man kann die Vvn auch durch den Schleier markieren, wenn man keinen Kescher und/ oder Zeichengeräte dabei hat. Lies hierzu auch gern den Beitrag zur Triangulation.
Es wurde nachgewiesen, dass Hornissen, deren Abdomen kleine Markierungen (z. B. Punkte) aufweisen, schneller und zuverlässiger zurückkehren als solche, deren Markierungen groß und dick aufgebracht sind.
Beispiel: Tiere mit kleinen Punkten kamen gleichzeitig, während eine dick markierte Hornisse erst nach der doppelten bis dreifachen Zeit zurückkehrte.(Quelle: WAG-VAH, A. Häußler-Wellenreuther, 04.11.2024)