Nester und Standortsituation

Allgemeines zu den Nestern und der Standortsituation der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

Vespa velutina nigrithorax baut zwei Arten von Nestern: Primär- und Sekundärnester. Die werden wie folgt unterschieden:

Im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen und die junge, im Herbst begattete Königin ihre Winterstarre beendet, baut sie ein kleines, erstes Nest, welches zunächst als Embryonal– und später als Primärnest bezeichnet wird. Das Primärnest enthält in der Regel bis zu 4 vertikal ausgerichtete kleine Brutteller. Dieser erste Nestbau findet in weitestgehend frostfreien, geschützten Bereichen statt. Bisher nachgewiesene Standorte für Primärnester sind:

  • Totholz
  • Kaminholzstapel
  • Hecken
  • Erdlöcher
  • Keller
  • Schuppen
  • Kanalschächte
  • Dachvorsprünge/ Dächer
  • unter Grillhauben
  • zusammengeklappte Sonnenschirme
  • Aufbewahrungsboxen für Polsterauflagen
  • Kompostboxen

Nach Schlupf der ersten Brut, die in der Regel hauptsächlich aus Arbeiterinnen besteht, verlässt die junge Kolonie das zu eng werdende Primärnest und baut in naher Umgebung ein höher gelegenes Sekundär- oder Filialnest. Je nach regionalen Witterungsbedingungen findet dies Ende Mai/ Ende Juni statt. Dieses zweite Nest kann bis zum Herbst eine äußerst beindruckende Größe erreichen und mehrere tausend Tiere umfassen. Bisher nachgewiesene Standorte für Sekundärnester sind:

  • Baumkronen (alle Baumarten)
  • Hecken
  • Hausdächer, Dachvorsprünge 

Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen das Primärnest beibehalten und zu einem Sekundärnest erweitert wurde. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Möglicherweise spielen Standort und Wetterlage eine entscheidende Rolle. Da Vvn aber zur Gruppe der eusozialen Insekten gehört, sind Gruppierungen, Arbeitsteilungen und somit auch gruppenbetreffende Entscheidungen vorauszusetzen.

Studien belegen, dass Vvn den Nestbau in ca. 10m Höhe und mehr bevorzugt (Rome/ Villemant 2015). Die Nestausrichtung erfolgt oft in südliche Richtung. Das Flugloch wird gern in östliche und nordöstliche Richtung angelegt (Perrard 2009). Das Flugloch ist immer seitlich. Die Form des Nestes sticht besonders ins Auge: oft kugelrund in der Größe eines Fuß- oder Basketballs oder nahezu tropfenförmig. Die Nestfarbe kann als oft als beigebraun beschrieben werden. 

„So ein großes Sekundärnest wiegt mit Ast so gerne mal 6-8 Kg. Ohne Ast eher so 3-4 Kg. Ja nach Neststärke kann so ein Nest zwischen 4 und 10 Brutteller haben, glaube sogar von 12 gelesen zu haben, wenn man so ein ganz großes Nest hat. In den unteren 2 bis 3 Bruttellern sind die Jungköniginnen drin. Drohnen sollen am Rand sein und man kann diese bei ausgewachsener verdeckelter Brut an der Höhe des Deckels im Vergleich zu den Arbeiterinnenzellen erkennen. Drohnen sind beim Schlupf bereits größer. Bei Jungköniginnen und Drohnen ist es bei verdeckelter Brut von der Höhe nicht mehr wirklich zu unterscheiden. Im Maden- Stadium könnte ich das nicht unterscheiden.“ Nicole König, 07.01.2025

Standardquellen (alphabetisch)

 

Triangulation, eine Kurzanleitung zur Nestsuche

Kurzanleitung zur Triangulation
Die Triangulation ist eine Methode zum Auffinden der Nester der Asiatischen Hornisse, Vespa velutina nigrithorax (Vvn), mithilfe von Karteneinzeichnungen. Bestimmt werden Flugrichtung und Flugzeiten. Von (mehreren) Locktöpfen werden (unterschiedlich) markierte Vvn fliegen gelassen.

  • Beobachtung der Flugrichtung, Einordnung der Himmelsrichtung mit Kompass
  • Messen der Zeit, bis die Vvn wieder am Locktopf ist
  • Einzeichnung auf einer Karte – hier ist ein Ausdruck von der aktuellen Umgebungskarte, digitale Karten oder Apps sehr hilfreich
  • sind Tiere von unterschiedlichen Locktöpfen in eine bestimmte Richtung gestartet, kann mittels der eingezeichneten Flugrichtungen der mögliche Bereich des Nestes eingegrenzt werden. Unterscheiden sich die Flugrichtungen, erstellt man eine Kreuzpeilung.

Beispiel: Triangulation auf Karte©:CC BY-SA Alfred Roth

Beispiel: Triangulation auf Karte

Berechnung der Entfernung mit Hilfe der Fluggeschwindigkeit

Wie weit ist oder kann das Nest der Vvn vom Locktopf bzw. aktuellen Standort entfernt sein? Die Information ist extrem wichtig für die Nestsuche via Triangulation.
Für eine grobe Entfernungsbestimmung wird die folgende Berechnungsmethode empfohlen:

  1. Berechnung:
    • Minimum: Sekunden der Flugzeit × 6,0 ÷ 2
    • Maximum: Sekunden der Flugzeit × 6,5 ÷ 2
    • Die Verweildauer im Nest wird dabei nicht abgezogen
    • Berechnungshilfe: Entfernungsrechner
  2. Praxis:
    • bei warmem Wetter fliegen die Tiere schneller, die maximale Entfernung liegt häufig etwas über den berechneten Werten
    • zusätzlich von der Flugzeit abgezogene Verweildauern (z. B. 36-45 Sekunden) sind laut Erfahrungsberichten unzuverlässig (Quelle: WA-VAH, Dirk Wacker, 13.09.2024)
  3. hilfreiche Kartentools zur Nestsuche findest Du HIER

Vvn Einzeltier am verengten Flugloch einer Bienenbeute©:CC BY-SA Nicole König

Vvn Einzeltier am verengten Flugloch einer Bienenbeute

 

Einfache Erklärung zur Triangulation: