Unterscheidung von anderen Wespen- und Hornissenarten

Am häufigsten wird die Asiatische Hornisse, Vespa velutina nigrithorax (Vvn), mit der einheimischen, europäischen Hornisse, Vespa crabro (Vc), verwechselt. Besonders im Vorbeiflug sind die beiden Arten schwer voneinander zu unterscheiden. Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch einige markante Unterscheidungsmerkmale. 

Als Faustregel gilt:

  • Vvn ist etwas kleiner als Vc
  • Vvn ist schlanker als Vc
  • Vvn hat leuchtend gelbe Beine („bis zum Knie“), Vc hat durchgehend braune Beine
  • Vvn besitzt einen durchgehend schwarzen Brustbereich (Thorax), der Thorax von Vc ist schwarz mit braunen Bereichen
  • Der Kopf von Vvn ist auf der Oberseite schwarz, das Gesicht orange. Kopf/ Gesicht von Vc ist gelb mit brauner „Maske“
  • Der Hinterleib (Abdomen) von Vvn ist schwarz mit schmalem, gelben Band und v-förmiger gelblich- orangener Markierung. Das Abdomen von Vc hat leuchtend gelbe und braune Markierungen
  • Vvn fliegt nicht nachts, dafür bei Regen, die Vc ist auch nachtaktiv und fliegt bei Dunkelheit künstliche Lichtquellen an
  • Vvn kann im Gegensatz zu Vc rückwärts fliegen und in der Luft stehen (ähnlich einem Helikopter)

Von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Institut für Bienenkunde und Imkerei (Veitshöchheim [2023]) kann jeder dieses Bestimmungskärtchen ordern, ausdrucken usw. Es dient v.a. zum Verteilen in der Bevölkerung zur Minimierung von Falschmeldungen. Bestimmungskärtchen Vespa velutina.

Die Ausbreitung von Vvn: Muster, Geschwindigkeit und Strategien

Viele Länder beschäftigen sich wissenschaftlich mit Muster, Geschwindigkeit und Strategien in der Ausbreitung von Vvn.  Länderübergreifend werden sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert. Dies ist auf die vielseitigen Einflussfaktoren zurückzuführen, die die Ausbreitung bestimmen. Im Folgenden werden die wesentlichen Verbreitungsmerkmale beschrieben.

Wie verbreitet sich Vespa velutina nigrithorax?

Es gibt drei Muster der Verbreitungsausweitung in Bezug auf den Zeitverlauf:

  • linear: Ausbreitung erfolgt mit einer Konstanten (Andow et al. 1990) 
  • zweiphasig (mit einer anfänglich flachen Steigung, gefolgt von einer steilen linearen Steigung)
  • mit der Zeit beschleunigend, wobei schnell die Sättigungsphase erreicht wird (Shigesada et al. 1995)

Die drei Verbreitungsmuster erfolgen entweder durch:

  • Diffusion: selbstvermittelte Ausbreitung von einem anfänglichen Standort (Lockwood et al. 2007)
  • Sprungverbreitung: durch sprunghafte Ausbreitung in Regionen, die relativ weit vom Kernverbreitungsgebiet entfernt sind, ohne die dazwischen liegenden Regionen zu besiedeln, was zur Gründung von weiter entfernten Kolonien führt= Bildung von „Aussenposten“. (Suarez et al. 2001)
  • Wenn sich Außenposten in ökologisch geeigneten Gebieten etablieren, kann die Art den Ausbreitungsprozess von dort aus fortsetzen und ihn beschleunigen.
  • Wenn sich eine Art durch beide Prozesse (natürliche Diffusion und Sprungverbreitung) ausbreitet, kommt es zu geschichteter Diffusion (Hengeveld 1989; Suarez et al. 2001). Bei einem solchen Prozess erfolgt die anfängliche Verbreitung hauptsächlich durch Diffusion, aber wenn sich das Gebiet der Gründerpopulation ausdehnt, beschleunigen neue Nester, die durch Fernereignisse geschaffen wurden, die Verbreitung in späteren Phasen. (Shigesada et al. 1995)

„Die Verbreitung von V. velutina in Europa wird als ein geschichteter Diffusionsprozess angesehen, der eine Mischung aus natürlicher Diffusion und Sprungverbreitungsereignissen umfasst (Bertolino et al. 2016; Robinet et al. 2017; Lioy et al. 2019). Die Sprungverbreitung kann durch zwei verschiedene Prozesse erfolgen: Selbstverbreitung von Gynen (Königinnen der nächsten Generation), die in der Lage sind, aus eigener Kraft weite Strecken zu fliegen (18 km/Tag in Flugmühlenexperimenten – pers. Mitteilung, Dr. D. Sauvard, INRA, Frankreich an die Autoren von Robinet et al. 2017) oder durch vom Menschen vermittelte Verbreitung (Robinet et al. 2019).“ (Verdasca 2021)

Einen wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung von neuen Kolonien haben folgende Faktoren:

  • klimatische Faktoren: Niederschlag und Temperatur
  • landschaftliche Faktoren: geologische Beschaffenheit/ Topografie (Flachland, Berge, Buschland)
  • anthropogenen Variablen einer Region. Mit antropogenen Variablen sind Umweltveränderungen gemeint, die direkt oder indirekt vom Menschen verursacht oder beeinflusst werden (Beispiele: landwirtschaftliche Feldernutzung, Verkehrsnetze). In der Studie von Verdasca et al. (2021) hat sich gezeigt, dass Autobahnen und landwirtschaftlich genutzte Flächen wichtige antropogene Variablen in der Ausbreitung von Vvn sind.

Die gesamte Ausbreitungsgeschwindigkeit der Vvn ist den genannten Faktoren abhängig.

Ausbreitungsgeschwindigkeit, Länderbeispiele:

Portugal Westen/ Küste nach Süden: 45 Km/Jahr, Portugal Osten: 20 Km/Jahr (Verdasca 2021)

jährliche durchschnittliche Ausbreitungsrate in Italien = 18,3 ± 3,3 km (Bertolino et al. (2016)

Jährliche Verbreitungsrate in Frankreich: 78 Km (Robinet et al. (2017)

Quellen:

  • M. Verdasca, H. Rebelo, L. G. Carvalheiro, R. Rebelo (2021): Invasive hornets on the road: motorway-driven dispersal must be considered in management plans of Vespa velutina, https://neobiota.pensoft.net  
  • D. Andow, P. Kareiva, S. Levin, A. Okubo (1990): Spread of invading organisms. Landscape Ecology 4: 177–188.
    https://www.researchgate.net
  • N. Shigesada, K. Kawasaki , Y. Takeda (1995): Modeling Stratified Diffusion in Biological Invasions. The American Naturalist 146: 229–251.
    https://www.journals.uchio.edu
  • JJL. Lockwood, MFM Hoopes, MPM Marchetti (2007): Invasion ecology. Blackwell Publishing, Malden, 313 pp. 
    https://books.google.de
  • A. Suarez, DA Holway, TJ. Case (2001): Patterns of spread in biological invasions dominated by long-distance jump dispersal: Insights from Argentine ants. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 98: 1095–1100.
    https://doi.org
  • B. Hengeveld (1989): Dynamics of biological invasions. Chapman & Hall, London. 
    https://books.google.de
  • S. Bertolino, S. Lioy, D. Laurino, A. Manino, M. Porporato (2016): Spread of the invasive yellowlegged hornet Vespa velutina (Hymenoptera: Vespidae) in Italy. Applied Entomology and Zoology 51: 589–597.
    https://doi.org
  • C. Robinet, C. Suppo, E. Darrouzet (2017): Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: the role of human-mediated dispersal and the effects of control measures. Journal of Applied Ecology 54: 205–215. https://doi.org
  • C. Robinet, E. Darrouzet, C. Suppo (2019): Spread modelling: a suitable tool to explore the role of human-mediated dispersal in the range expansion of the yellow-legged hornet in Europe. International Journal of Pest Management 65: 258–267. https://www.researchgate.net
  • S. Lioy, A. Manino, M. Porporato, D. Laurino, A. Romano, M. Capello, S. Bertolino (2019): Establishing surveillance areas for tackling the invasion of Vespa velutina in outbreaks and over the border of its expanding range. NeoBiota 46: 51–69. https://neobiota.pensoft.net

Einblick IN den Kirschlorbeer - zum Sekundärnest ausgebautes Primärnest im Kirschlorbeer©:Foto: Stefan Neumann (freigegeben für die Velutina Army)

Invasive Arten: Überblick des wirtschaftlichen und finanziellen Ausmaßes

Invasive Arten: Überblick des wirtschaftlichen und finanziellen Ausmaßes

Invasive Arten stellen mittlerweile die größte Bedrohung für die heimische Artenvielfalt und das Funktionieren regionaler Ökosysteme dar. Mit dem Anstieg des weltweiten Handels und der verbundenen Verbreitung invasiver Arten steigt der Druck auf alle Ökosysteme. Der ökonomische Aspekt der invasiven Arten ist ein ernstzunehmender Teilaspekt des Problems – die Weltwirtschaft wird durch die immensen Kosten der Ausbreitung invasiver Arten vor neue Probleme gestellt.

Die Ausbreitung invasiver Arten nimmt finanziellen Einfluss auf Dienstleistung und Güter aus:

  • Landwirtschaft
  • Forstwirtschaft
  • Aquakultur
  • Tourismus
  • Freizeit
  • Infrastruktur
  • Gesundheitswesen

Aufgrund des Umfanges der Bereiche werden international Rahmenwerke vorgeschlagen und entwickelt, um die finanziellen Kosten „von Arteninvasionen in Präventions-, Schadens- und Reaktionskosten, aber auch in Waren und Dienstleistungen, menschliche Gesundheit, Ökosystemprozesse und Ökologie“ zu kategorisieren. (Salle 2020)

Die wirtschaftlichen Kosten invasiver Insekten können in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

  • Kosten im Zusammenhang mit der Verhinderung der Invasion
  • Kosten für die Bekämpfung der Invasion
  • Kosten für den durch die Invasion verursachten Schäden

(Bradshaw et al. 2016).

Der wirtschaftliche Schaden und die damit verbundenen Kosten sowie finanziellen Verluste durch invasive Arten wird weltweit in milliardenhohen Beträgen beziffert. Bradshaw et. al. haben 2016 eine Studie veröffentlicht, in der geschätzt wird, dass „invasive Insekten weltweit mindestens 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr“ an Waren und Dienstleistungen kosten, „während die damit verbundenen Gesundheitskosten 6,9 Milliarden US-Dollar pro Jahr übersteigen“(Bradshaw et al. 2016), obwohl diese Schätzungen vermutlich stark unterschätzt sind.

Die Kosten der Invasion durch Vespa velutina nigrithorax (Vvn) wurden weltweit bis dato nicht flächendeckend untersucht.

Die Invasion der Vvn wird europaweit primär durch Nestbeseitigung behandelt. „Angesichts der raschen Ausbreitung der Gelbbeinhornisse haben die Verwaltungen einiger französischer Städte und Departements beschlossen, die Zerstörung der Gelbbeinhornisse zu subventionieren, um die invasive Art zu bekämpfen, und der Subventionsmechanismus ermutigt offensichtlich alle Akteure, von diesen Verwaltungen anerkannt zu werden.“ (Salle 2020)

Untersuchungen aus Frankreich zeigen, dass allein die Nestbeseitigung zwischen 2006-2015 einen geschätzten Betrag von 23 Millionen € verursacht hat. Mit weiterer Ausbreitung wird mit einem jährlichen Betrag für Nestbeseitigung wie folgt geschätzt:

  • Frankreich: 11,9 Mil.€
  • Italien: 9 Mil. €
  • Großbritannien: 8,6 Mil. €

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Kosten und Verluste im Bereich Imkerei und Bestäubung durch Vvn wurde bis dato noch nicht errechnet.

„Bis heute ist die Entfernung von Nestern die wichtigste Strategie zur effizienten Kontrolle der Population von Vespa velutina nigrithorax… Der Klimawandel könnte im Gegenteil die Invasion in naher Zukunft verschlimmern (Barbet-Massin et al. 2013) und damit die wirtschaftlichen Gesamtkosten erhöhen. Die Nestbeseitigung bleibt daher derzeit die wichtigste Strategie zur Kontrolle der Ausbreitung und der Populationsdichte der Vvn, und wir schlagen vor, diese Strategie beizubehalten oder zu intensivieren … Sie könnte auch mit dem Fangen einzelner Tiere mit selektiveren Fallen und selektiveren Lockstoffen kombiniert werden, um die Kontrolle effizienter zu gestalten (Robinet et al. 2016)… Bis heute reicht der Aufwand für die Nestbeseitigung nicht aus, um die Ausbreitung der Art zu verhindern. Tatsächlich wird geschätzt, dass in Frankreich jedes Jahr durchschnittlich nur 30–40 % der entdeckten Nester zerstört werden (Robinet et al. 2016). Die Anzahl der zerstörten Nester ist nicht das Ergebnis einer Kontrollstrategie, die auf die Zerstörung aller oder eines bestimmten Prozentsatzes der entdeckten Nester abzielt, sondern vielmehr darauf, dass Nester zerstört werden, weil sie potenziell schädlich für den Menschen (Nester in der Nähe menschlicher Siedlungen) oder die Imkerei (Nester in der Nähe von Bienenstöcken) sind. Die Durchsetzung einer Kontrollstrategie, die auf eine Verdoppelung der Anzahl der zerstörten Nester abzielt… könnte die Verbreitung (Ausbreitungsrate) der Art um 17 % und ihre Nestdichte um 29 % reduzieren (Robinet et al. 2016). Die Zerstörung von weiteren 95 % der entdeckten Nester… könnte die Verbreitung der Art um 43 % und ihre Nestdichte um 53 % reduzieren… Wenn eine systematischere Nestzerstörung zur besseren Kontrolle der gelbbeinigen Hornisseninvasion in Betracht gezogen wird, müssen Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durchgeführt werden und die Nestentfernung könnte durch Vorschriften eines Landes vorgeschrieben werden. Um einen höheren Prozentsatz von Nestern zu erreichen, die entdeckt und lokalisiert werden, müssen außerdem neue Ortungstechniken implementiert werden… Um die Kosten/Nutzen verschiedener potenzieller Kontrollstrategien besser zu verstehen, ist es auch wichtig, die Kosten von Strategien zur Nestbeseitigung mit den wirtschaftlichen Kosten aufgrund der negativen Auswirkungen der Gelbbeinhornisse zu vergleichen, wie z. B. einem möglichen Rückgang der Bienenzuchttätigkeit oder der Bestäubungsleistungen oder Gesundheitskosten. 2015 betrugen die Einnahmen aus der Bienenzucht in Frankreich im Jahr 135 Millionen Euro. Da derzeit die Hälfte Frankreichs von der Gelbbeinhornisse befallen ist, können etwa 50 % dieser Einnahmen durch die Gelbbeinhornisse gefährdet sein. Wenn die invasive Art einen Rückgang der Honigproduktion um 5 % verursachen würde, wären damit jährliche Kosten von 3,3 Millionen Euro verbunden. Dies ist eine grobe Schätzung, für die Daten zur räumlichen Verteilung der Honigproduktion und den Auswirkungen der Gelbbeinhornisse auf die Honigproduktion verfeinert werden müssten. Die jährlichen Bestäubungsleistungen für die Landwirtschaft wurden in Frankreich auf 2 Milliarden Euro geschätzt (Gallai et al. 2009). Wenn die Gelbbeinhornisse also einen Rückgang der Bestäubungsleistungen um 5 % auf der Hälfte des Territoriums verursachen würde, wären damit jährliche Kosten von 50 Millionen Euro verbunden. Natürlich sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Schätzungen zu präzisieren und insbesondere den Prozentsatz der betroffenen Honigproduktion und Bestäubungsleistungen zu ermitteln. Ein Vergleich mit den jährlichen Kosten von 11,9 Millionen Euro für die Nestzerstörung vermittelt jedoch eine Vorstellung von der Größenordnung der relativen Kosten für Schäden und Schadensverhütung. Selbst wenn strengere Kontrollmaßnahmen ergriffen würden, die auf eine Verdreifachung der Anzahl der zerstörten Nester abzielen, wären diese immer noch weniger kostspielig als die Kosten potenzieller Schäden für Bienenzucht und Landwirtschaft, wenn die Gelbbeinhornisse einen Rückgang der Honigproduktion und der Bestäubungsleistungen um mehr als 5 % verursacht. Schätzungen der mit Überwachung oder Prävention verbundenen Kosten wären ebenfalls sehr aufschlussreich.“ (Salle 2020)

Schau Dir auch gern diesen Videobeitrag aus der ARD Mediathek dazu an.
Dauer 00:29:58, verfügbar bis 06.05.2026, 10 Uhr.

Quellen:

  • Jean- Michelle Salle (2020): The economic cost of control oft he invasive yellow-legged Asian hornet, https://www.researchgate.net
  • Bradshaw CJA, Leroy B, Bellard C, Roiz D, Albert C, Fournier A, Barbet-Massin M, Salles JM, Simard F, Courchamp F (2016): Massive yet grossly underestimated global costs of invasive insects. Nature Communications 7: 12986. https://doi.org
  • Barbet-Massin M, Rome Q, Muller F, Perrard A, Villemant C, Jiguet F (2013): Climate change increases the risk of invasion by the Yellow-legged hornet. Biological Conserv 157: 4–10. https://doi.org
  • Robinet C, Suppo C, Darrouzet E (2016): Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: the role of human-mediated dispersal and the effects of control measures. Journal of Applied Ecology, 54(1): 205–215. https://doi.org
  • Kishi S, Goka K (2017): Review of the invasive yellow-legged hornet, Vespa velutina nigrithorax (Hymenoptera: Vespidae), in Japan and its possible chemical control. Applied Entomology and Zoology 52: 361–368. https://doi.org
  • Gallai N, Salles J-M, Settele J, Vaissiere BE (2009): Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline. Ecological Economics 68: 810–821. https://doi.org

Kennzeichnen der Tiere

Um Nester der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn), zu suchen und zu finden, müssen die Tiere, die man auf Futterquellen entdeckt oder bereits auf Locktöpfe/Dochttöpfe konditioniert hat, markiert werden. Mit den markierten Tieren kann man dann Flugrichtungen und Flugzeiten bestimmen. Zum Markieren eignen sich Markierstifte, wie man sie auch für die Zeichnung von Honigbienen-königinnen verwendet. Gefangen wird das Tier mit Netz oder Schleier und wird dann in ein Zeichenröhrchen (für Honigbienen), o.ä. überführt. Man kann die Vvn auch durch den Schleier markieren, wenn man keinen Kescher und/ oder Zeichengeräte dabei hat. Lies hierzu auch gern den Beitrag zur Triangulation.


Grundausstattung Kennzeichnen und Suchen:

  • Locktopf/ Dochttopf 
  • Kescher oder Schleier zum Abfangen
  • Zeichengeräte: Fang- Clip/ Clip- Fänger, Röhrchen zum Markieren von Bienenköniginnen
  • Markierstifte ( Im Imkereibedarf erhältlich)
  • Kompass
  • Fernglas
  • Stoppuhr
  • Notizblock/ Handy

Vvn Grundausrüstung Nestsuche©:Foto: (freigegeben für die Velutina Army) Jutta Kalff
Vvn Grundausrüstung Nestsuche

Erfahrungsberichte:

Es wurde nachgewiesen, dass Hornissen, deren Abdomen kleine Markierungen (z. B. Punkte) aufweisen, schneller und zuverlässiger zurückkehren als solche, deren Markierungen groß und dick aufgebracht sind.

Beispiel: Tiere mit kleinen Punkten kamen gleichzeitig, während eine dick markierte Hornisse erst nach der doppelten bis dreifachen Zeit zurückkehrte.(Quelle: WAG-VAH, A. Häußler-Wellenreuther, 04.11.2024)

Biologie und Lebenszyklus

Allgemeines zur Biologie und dem Lebenszyklus der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

©:Foto: Julia Marfisi (freigegeben für die Velutina Army)
Grafik von Julia Marfisi: Entwicklung im Jahresverlauf der Vespa velutina nigrithorax [Interne Quelle: 08.12.2024, WAG-VAH, Miri]

Die asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax (de Buysson 1905): Lebenszyklus

Der Zyklus einer Kolonie der Vespa velutina nigrithorax  beginnt im frühen Frühjahr (Februar- April) mit dem Baubeginn eines ersten Nestes durch eine junge Königin und endet (spätestens) im Dezember mit dem Absterben der gesamten Kolonie. Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen einer Region haben einen starken Einfluss auf den Baubeginn, die Nestentwicklung und den gesamten Lebenszyklus der Kolonie.  Zusammengefasst dauert es etwa 50 Tage, bis eine Arbeiterin der Vvn sich vom Ei zum ausgewachsenen Insekt entwickelt. Mit steigenden Temperaturen und einer zunehmenden Menge an Brut versorgender Tiere verkürzen sich die einzelnen Entwicklungsphasen.

Entwicklungsstadien der Brut (nach Dong & Wang, 1989):

  • Ei: Die Eier haben eine Entwicklungszeit von etwa 9-15 Tagen
  • Larve: Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Larven innerhalb von 10-18 Tagen fünf Stadien mit 4 Häutungen
  • Puppe: Das Puppenstadium dauert ebenfalls etwa 15-20 Tage
  • Drohnen: Drohnen schlüpfen ca. 15 Tage vor dem Schlupf der Jungköniginnen

Zu Beginn des Zyklus kann man nicht wirklich von „Kolonie“ sprechen, da sich die Königin allein um Nestbau, Versorgung der ersten Brut und ihre eigene Ernährung kümmern muss. Die aus dem Winterschlaf kommende, ausgezehrte Königin ernährt sich zunächst von Nektar und anderen Pflanzensäften, bis später die Larven ihre weitere, aminosäure- und proteinreiche, Ernährung mittels Speichelabgabe (Trophyllaxis) übernehmen.

Mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen beginnt der eigentliche Lebenszyklus der Kolonie, die sich nun stetig entwickelt und wächst. Mit dem Anstieg der schlüpfenden Tiere verändert sich die Struktur des Nestes und die Lebensqualität der Tiere. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate ist Gewichtszunahme bei den erwachsenen weiblichen Tieren nachweisbar (Rome et. al., 2015). Das Nest verändert sich in Struktur und Größe, da die vertikalen, zunächst wenige Zellen umfassenden Waben, erweitert und weitere Waben unten angebaut werden. Dafür wird Nesthülle im Innenbereich abgetragen  und außen neu verbaut. Die Nähe von verfügbarem Wasser ist elementar im Nestbau und der Nestpflege während der wärmer werdenden Monate. Die Hülle muss permanent erweitert und gekühlt werden.

In einem „gesunden“ Kolonieverlauf schlüpfen zunächst zahlreiche Arbeiterinnen, die sich um unterschiedliche Aufgabenbereiche kümmern. Die Nahrungsbeschaffung für die stetig anwachsende Zahl an bald schlüpfender Larven nimmt zu, sie ist in der Regel an das in der Natur vorherrschende Nahrungsangebot angepasst. Die Larven werden zunehmend proteinreicher ernährt, bedingt durch das natürlich steigende Nahrungsangebot – Wetter und Wachstum aller als Nahrungsspektrum bevorzugter Insektenarten.

Auf dem Jagdplan der Arbeiterinnen stehen Honigbienen, Wildbienen, Falter, Fliegen und andere Insekten. Die Beute wird außerhalb des Nestes zerlegt und nur die „Filetstücke“, die proteinreiche Brust- und Flügelmuskulatur, werden an die Larven verfüttert. Die Arbeiterinnen selbst fressen diese Beute nicht. Sie (ebenso wie die Königin) werden von Larven des 5. Stadiums durch „Wiederkäuen“ der erbeuteten Nahrung plus Speichelzugabe ernährt: Die Larven „erbrechen“ einen aminosäure- und proteinreichen Speichel, von dem sich die Arbeiterinnen und die Königin ernähren.

Bei Anwesenheit einer gesunden Königin entwickelt sich die Kolonie zunächst „weiblich“. Sind in einer frühen Periode des Nestes Drohnen vorhanden, ist das Volk „drohnenbrütig“ (entweder durch eierlegende Arbeiterinnen oder eine fehl- oder nicht ausreichend begattete Königin). 

Zum späten Sommer/Beginn des Herbstes werden die ersten Drohnen erbrütet, danach junge Königinnen. Ende September bis Mitte Oktober (je nach Wetter und Region) beginnt der Auszug der Drohnen und Jungköniginnen für die Paarung. Jede Kolonie hat ihren eigenen „sexual swarming peak“(Perrard et. al. 2009). Nach den Paarungen wird Nestaktivität noch weitergeführt bis in den Dezember hinein. Aber die Anzahl der Arbeiterinnen nimmt schnell und stetig ab und aufgrund schwindender Insektenvorkommen können Larven nicht mehr weiter versorgt werden. Es gibt Nester, in denen noch im Dezember Jungköniginnen nachweisbar sind.  Sie sind unfruchtbar (Perrard et.al. 2009). 

Herkunft und Verbreitung

Allgemeines zur Herkunft und Verbreitung der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

Vespa velutina umfasst eine Gruppe von Hornissenarten der Vespa-bicolor-Artengruppe, die ursprünglich im asiatischen Raum beheimatet sind. Innerhalb dieser Artengruppe lassen sich 12 Untergruppen zusammenfassen, die ausschließlich über ihre farblichen Merkmale unterschieden und systematisch gruppiert werden (Taxonomie). Vespa velutina nigrithorax wurde 1905 nach dem französischen Entomologen und Naturforscher Robert François du Buysson taxonomiert.

Der ursprüngliche Lebensraum der Vespa-velutina-Gruppe umfasst den Süden Chinas, Taiwan, den Osten Indiens entlang des Westrandes des Himalayas, Randgebiete Pakistans und Afghanistans sowie die Gebiete Malaysia, Sumatra, Vietnam und Thailand und die Inselgebiete Indonesiens.

Über Transport- und Handelswege findet seit Jahrzehnten eine stark zunehmende Ausbreitung der Velutina-Gruppe weltweit statt.

Grafik Quelle: https://frelonasiatique.mnhn.fr/

Quelle & Details nachzulesen hier: Naturschutzakademie Hessen – Reiner Jahn

 

 
©:Foto: Carsten Emser (freigegeben für die Velutina Army)

Nester und Standortsituation

Allgemeines zu den Nestern und der Standortsituation der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

Vespa velutina nigrithorax baut zwei Arten von Nestern: Primär- und Sekundärnester. Die werden wie folgt unterschieden:

Im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen und die junge, im Herbst begattete Königin ihre Winterstarre beendet, baut sie ein kleines, erstes Nest, welches zunächst als Embryonal– und später als Primärnest bezeichnet wird. Das Primärnest enthält in der Regel bis zu 4 vertikal ausgerichtete kleine Brutteller. Dieser erste Nestbau findet in weitestgehend frostfreien, geschützten Bereichen statt. Bisher nachgewiesene Standorte für Primärnester sind:

  • Totholz
  • Kaminholzstapel
  • Hecken
  • Erdlöcher
  • Keller
  • Schuppen
  • Kanalschächte
  • Dachvorsprünge/ Dächer
  • unter Grillhauben
  • zusammengeklappte Sonnenschirme
  • Aufbewahrungsboxen für Polsterauflagen
  • Kompostboxen

Nach Schlupf der ersten Brut, die in der Regel hauptsächlich aus Arbeiterinnen besteht, verlässt die junge Kolonie das zu eng werdende Primärnest und baut in naher Umgebung ein höher gelegenes Sekundär- oder Filialnest. Je nach regionalen Witterungsbedingungen findet dies Ende Mai/ Ende Juni statt. Dieses zweite Nest kann bis zum Herbst eine äußerst beindruckende Größe erreichen und mehrere tausend Tiere umfassen. Bisher nachgewiesene Standorte für Sekundärnester sind:

  • Baumkronen (alle Baumarten)
  • Hecken
  • Hausdächer, Dachvorsprünge 

Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen das Primärnest beibehalten und zu einem Sekundärnest erweitert wurde. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Möglicherweise spielen Standort und Wetterlage eine entscheidende Rolle. Da Vvn aber zur Gruppe der eusozialen Insekten gehört, sind Gruppierungen, Arbeitsteilungen und somit auch gruppenbetreffende Entscheidungen vorauszusetzen.

Studien belegen, dass Vvn den Nestbau in ca. 10m Höhe und mehr bevorzugt (Rome/ Villemant 2015). Die Nestausrichtung erfolgt oft in südliche Richtung. Das Flugloch wird gern in östliche und nordöstliche Richtung angelegt (Perrard 2009). Das Flugloch ist immer seitlich. Die Form des Nestes sticht besonders ins Auge: oft kugelrund in der Größe eines Fuß- oder Basketballs oder nahezu tropfenförmig. Die Nestfarbe kann als oft als beigebraun beschrieben werden. 

„So ein großes Sekundärnest wiegt mit Ast so gerne mal 6-8 Kg. Ohne Ast eher so 3-4 Kg. Ja nach Neststärke kann so ein Nest zwischen 4 und 10 Brutteller haben, glaube sogar von 12 gelesen zu haben, wenn man so ein ganz großes Nest hat. In den unteren 2 bis 3 Bruttellern sind die Jungköniginnen drin. Drohnen sollen am Rand sein und man kann diese bei ausgewachsener verdeckelter Brut an der Höhe des Deckels im Vergleich zu den Arbeiterinnenzellen erkennen. Drohnen sind beim Schlupf bereits größer. Bei Jungköniginnen und Drohnen ist es bei verdeckelter Brut von der Höhe nicht mehr wirklich zu unterscheiden. Im Maden-Stadium könnte ich das nicht unterscheiden.“ Nicole König, 07.01.2025

Standardquellen (alphabetisch)

 

Allgemeines zur Auswirkung invasiver Arten auf regionale Biodiversität

Was bedeutet Biodiversität?

Als Biodiversität (Vielfalt des Lebens) bezeichnet die Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft. Biodiversität beinhaltet:

  • die Vielfalt unterschiedlicher Arten als auch innerhalb einer Art (taxonomische Diversität)
  • die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten sowie die Diversität aller Organismen eines Lebensraums (genetische Diversität)
  • die Vielfalt an Biotopen und Ökosystemen sowie an Ökosystemfunktionen wie Bestäubung und Samenverbreitung (ökologische und funktionale Diversität)
  • die Vielfalt an Verhaltensweisen von Tieren (kulturelle Vielfalt).

Begriffe wie Artenvielfalt oder biologische Vielfalt werden häufig synonym verwendet. Laut der obigen Definition ist das Konzept der Biodiversität jedoch umfassender als der Begriff der Artenvielfalt. Dieser ist lediglich ein Maß für die Anzahl an Arten. Artenvielfalt ist also strenggenommen nur ein Teilaspekt der Biodiversität.

Quelle: Biodiversität – Vielfalt des Lebens. In: Max-Planck-Gesellschaft. o. J.

Welche Auswirkungen bestehen grundsätzlich bei Einwanderung invasiver (nicht-einheimischer) Arten, ob Pflanzen oder Tiere? 

Invasive Arten beinträchtigen regionale Ökosysteme, die sich über lange Zeiträume eigenständig entwickelt haben und sich an die gegebenen ökologischen und klimatischen Bedingungen und Veränderungen angepasst haben. Diese gebietsfremden Organismen dringen in etablierte Lebensräume ein und verändern aufgrund ihrer konkurrenzstärkeren Eigenschaften (z. B. schnelleres Wachstum, höhere Reproduktionsraten, Resistenz gegen lokale Krankheiten oder effizientere Ressourcennutzung) den bestehenden biodiversen Bestand einer Region.

Auf welchen Wegen werden ortsfremde Arten verbreitet und invasiert?

Ortsfremde Arten werden primär durch menschliche Aktivitäten verbreitet. Der globale Handel transportiert unbeabsichtigt Organismen in Ballastwasser, Transportcontainern oder als blinde Passagiere. Besonders bedeutsam sind der internationale Pflanzen- und Tierhandel, bei dem exotische Arten gezielt eingeführt werden, sowie der Tourismus und Warenverkehr. Natürliche Ausbreitungswege umfassen Klimaveränderungen, die neue Lebensräume eröffnen, sowie Verkehrswege wie Straßen und Wasserstraßen, die als Ausbreitungskorridore dienen.
Entscheidend für die erfolgreiche Invasion sind günstige Umweltbedingungen, das Fehlen natürlicher Feinde und die hohe Anpassungsfähigkeit der eingeschleppten Arten. Städtische Räume mit ihren veränderten Umweltbedingungen begünstigen zusätzlich die Etablierung gebietsfremder Organismen. Die Komplexität der Ausbreitung resultiert aus dem Zusammenspiel menschlicher und ökologischer Faktoren.

  • Worin liegt die Beeinträchtigung für die einheimische Biodiversität … und welchen wirtschaftlichen Schaden richten sie an?
    • Verdrängung einheimischer Arten bis hin zum Aussterben
    • Veränderung von Lebensräumen
    • Beeinflussung von Ökosystemfunktionen wie Nährstoffkreisläufe oder Bestäubungsmuster
    • Störung von Nahrungsketten und -netzen
    • Krankheitsübertragung für neue Krankheitserreger, die von einheimischen Arten nicht bekämpft werden können
    • genetische Veränderungen durch Hybridisierung
    • Konkurrenz um Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Lebensraum
    • Veränderung der Bodenchemie durch invasive Pflanzen. Dies kann auch zur Folgeerscheinung werden, wenn sich die Flora durch die fehlende Bestäubungsleistung aus Mangel an Bienen (verursacht durch die Vvn), zu verändern beginnt
    • Verstopfung von Wasserwegen durch invasive Wasserpflanzen

Welchen wirtschaftlichen Schaden richten invasive Arten an?

Zu den Millionen-Schäden in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, Imkerei und im Gartenbau etc. kommen Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen und Prävention hinzu. Aber auch an Gesundheitskosten durch allergieauslösende Pflanzen oder Tiergifte (wie bei der Vvn) und Reparaturen von beschädigter Infrastruktur, etwa bei der Verstopfung von Einlassrohren in Fabriken, Kraftwerken oder Wasseraufbereitungsanlagen durch invasive Muscheln ist zu denken.

Der Einfluss der Vespa velutina nigrithorax auf die heimische Biodiversität

Die Vvn ist 2004 in Europa angekommen und seit 2014 in Deutschland registriert. Derzeit gibt es keine umfassenden Studien oder Statistiken zu ihrem Einfluss auf die jeweilige regionale Biodiversität.