Category Biologie und Lebenszyklus

Vespa Velutina Kumulativ Meuser 02 2023

Vortrag von Dr. Susanne Meuser auf Youtube zu Vespa velutina

bitte Copyright beachten!
CC BY-SA Dr. Susanne Meuser

In diesem Video berichte ich für das Saarland über die invasive ‚Asiatische Hornisse‘ Vespa velutina nigrithorax. Wenn Sie Vespa velutina sichten, melden Sie diese bitte umgehend mit genauer Ortsangabe, Sichtungsdatum, Sichtungsart (Wespe oder Nest oder beides) den entsprechenden Behörden. Ihr Ansprechpartner im Saarland: Herr Andreas Werno Ref. D/2 Arten- und Biotopschutz, Zentrum für Biodokumentation. E-Mail: a.werno(at)umwelt.saarland.de; Gebietsfremde Arten in der Tier- und Pflanzenwelt – Ansprechpartner – saarland.de

Am Bergwerk Reden 11. Informationen erhalten Sie auch gerne bei mir: meuser(at)saarlandimker.de. Ich zitiere im Rahmen meiner Stelle an der Universität des Saarlandes (Biowissenschaften Zoologie/Bienenforschung) und meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den Landesverband Saarländischer Imker e.V., Fachbereich Bienengesundheit, aus der Vielzahl der Veröffentlichungen in Journals und in Bildform meiner Kolleginnen und Kollegen weltweit. Die Veröffentlichungen werden entsprechend zitiert, das Copyright bitte beachten. Vespa velutina kann auch bei uns in Deutschland, wie es in anderen EU-Ländern bereits der Fall ist, zur Gefahr für Imkerei, weitere Landwirtschaft und einheimische Insektenwelt werden. Damit greift sie potentiell auch in andere ökologische Bereiche, wie z.B. die Vogelwelt, ein. Wüschenswert ist, dass wir in Deutschland mit zu ergreifenden Maßnahmen nicht in die Situation von Spanien und Frankreich geraten. Ihre Hilfe ist gefragt.

Dr. Susanne Meuser

Biologie und Lebenszyklus

Allgemeines zur Biologie und dem Lebenszyklus der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

©:Foto: Julia Marfisi (freigegeben für die Velutina Army)
Grafik von Julia Marfisi: Entwicklung im Jahresverlauf der Vespa velutina nigrithorax [Interne Quelle: 08.12.2024, WAG-VAH, Miri]

Die asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax (de Buysson 1905): Lebenszyklus

Der Zyklus einer Kolonie der Vespa velutina nigrithorax  beginnt im frühen Frühjahr (Februar- April) mit dem Baubeginn eines ersten Nestes durch eine junge Königin und endet (spätestens) im Dezember mit dem Absterben der gesamten Kolonie. Die vorherrschenden klimatischen Bedingungen einer Region haben einen starken Einfluss auf den Baubeginn, die Nestentwicklung und den gesamten Lebenszyklus der Kolonie.  Zusammengefasst dauert es etwa 50 Tage, bis eine Arbeiterin der Vvn sich vom Ei zum ausgewachsenen Insekt entwickelt. Mit steigenden Temperaturen und einer zunehmenden Menge an Brut versorgender Tiere verkürzen sich die einzelnen Entwicklungsphasen.

Entwicklungsstadien der Brut (nach Dong & Wang, 1989):

  • Ei: Die Eier haben eine Entwicklungszeit von etwa 9-15 Tagen
  • Larve: Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Larven innerhalb von 10-18 Tagen fünf Stadien mit 4 Häutungen
  • Puppe: Das Puppenstadium dauert ebenfalls etwa 15-20 Tage
  • Drohnen: Drohnen schlüpfen ca. 15 Tage vor dem Schlupf der Jungköniginnen

Zu Beginn des Zyklus kann man nicht wirklich von „Kolonie“ sprechen, da sich die Königin allein um Nestbau, Versorgung der ersten Brut und ihre eigene Ernährung kümmern muss. Die aus dem Winterschlaf kommende, ausgezehrte Königin ernährt sich zunächst von Nektar und anderen Pflanzensäften, bis später die Larven ihre weitere, aminosäure- und proteinreiche, Ernährung mittels Speichelabgabe (Trophyllaxis) übernehmen.

Mit dem Schlupf der ersten Arbeiterinnen beginnt der eigentliche Lebenszyklus der Kolonie, die sich nun stetig entwickelt und wächst. Mit dem Anstieg der schlüpfenden Tiere verändert sich die Struktur des Nestes und die Lebensqualität der Tiere. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate ist Gewichtszunahme bei den erwachsenen weiblichen Tieren nachweisbar (Rome et. al., 2015). Das Nest verändert sich in Struktur und Größe, da die vertikalen, zunächst wenige Zellen umfassenden Waben, erweitert und weitere Waben unten angebaut werden. Dafür wird Nesthülle im Innenbereich abgetragen  und außen neu verbaut. Die Nähe von verfügbarem Wasser ist elementar im Nestbau und der Nestpflege während der wärmer werdenden Monate. Die Hülle muss permanent erweitert und gekühlt werden.

In einem „gesunden“ Kolonieverlauf schlüpfen zunächst zahlreiche Arbeiterinnen, die sich um unterschiedliche Aufgabenbereiche kümmern. Die Nahrungsbeschaffung für die stetig anwachsende Zahl an bald schlüpfender Larven nimmt zu, sie ist in der Regel an das in der Natur vorherrschende Nahrungsangebot angepasst. Die Larven werden zunehmend proteinreicher ernährt, bedingt durch das natürlich steigende Nahrungsangebot – Wetter und Wachstum aller als Nahrungsspektrum bevorzugter Insektenarten.

Auf dem Jagdplan der Arbeiterinnen stehen Honigbienen, Wildbienen, Falter, Fliegen und andere Insekten. Die Beute wird außerhalb des Nestes zerlegt und nur die „Filetstücke“, die proteinreiche Brust- und Flügelmuskulatur, werden an die Larven verfüttert. Die Arbeiterinnen selbst fressen diese Beute nicht. Sie (ebenso wie die Königin) werden von Larven des 5. Stadiums durch „Wiederkäuen“ der erbeuteten Nahrung plus Speichelzugabe ernährt: Die Larven „erbrechen“ einen aminosäure- und proteinreichen Speichel, von dem sich die Arbeiterinnen und die Königin ernähren.

Bei Anwesenheit einer gesunden Königin entwickelt sich die Kolonie zunächst „weiblich“. Sind in einer frühen Periode des Nestes Drohnen vorhanden, ist das Volk „drohnenbrütig“ (entweder durch eierlegende Arbeiterinnen oder eine fehl- oder nicht ausreichend begattete Königin). 

Zum späten Sommer/Beginn des Herbstes werden die ersten Drohnen erbrütet, danach junge Königinnen. Ende September bis Mitte Oktober (je nach Wetter und Region) beginnt der Auszug der Drohnen und Jungköniginnen für die Paarung. Jede Kolonie hat ihren eigenen „sexual swarming peak“(Perrard et. al. 2009). Nach den Paarungen wird Nestaktivität noch weitergeführt bis in den Dezember hinein. Aber die Anzahl der Arbeiterinnen nimmt schnell und stetig ab und aufgrund schwindender Insektenvorkommen können Larven nicht mehr weiter versorgt werden. Es gibt Nester, in denen noch im Dezember Jungköniginnen nachweisbar sind.  Sie sind unfruchtbar (Perrard et.al. 2009). 

©:Foto: Carsten Emser (freigegeben für die Velutina Army)

Nester und Standortsituation

Allgemeines zu den Nestern und der Standortsituation der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn)

Vespa velutina nigrithorax baut zwei Arten von Nestern: Primär- und Sekundärnester. Die werden wie folgt unterschieden:

Im Frühjahr, wenn die Temperaturen ansteigen und die junge, im Herbst begattete Königin ihre Winterstarre beendet, baut sie ein kleines, erstes Nest, welches zunächst als Embryonal– und später als Primärnest bezeichnet wird. Das Primärnest enthält in der Regel bis zu 4 vertikal ausgerichtete kleine Brutteller. Dieser erste Nestbau findet in weitestgehend frostfreien, geschützten Bereichen statt. Bisher nachgewiesene Standorte für Primärnester sind:

  • Totholz
  • Kaminholzstapel
  • Hecken
  • Erdlöcher
  • Keller
  • Schuppen
  • Kanalschächte
  • Dachvorsprünge/ Dächer
  • unter Grillhauben
  • zusammengeklappte Sonnenschirme
  • Aufbewahrungsboxen für Polsterauflagen
  • Kompostboxen

Nach Schlupf der ersten Brut, die in der Regel hauptsächlich aus Arbeiterinnen besteht, verlässt die junge Kolonie das zu eng werdende Primärnest und baut in naher Umgebung ein höher gelegenes Sekundär- oder Filialnest. Je nach regionalen Witterungsbedingungen findet dies Ende Mai/ Ende Juni statt. Dieses zweite Nest kann bis zum Herbst eine äußerst beindruckende Größe erreichen und mehrere tausend Tiere umfassen. Bisher nachgewiesene Standorte für Sekundärnester sind:

  • Baumkronen (alle Baumarten)
  • Hecken
  • Hausdächer, Dachvorsprünge 

Es gibt zahlreiche Beispiele, in denen das Primärnest beibehalten und zu einem Sekundärnest erweitert wurde. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig. Möglicherweise spielen Standort und Wetterlage eine entscheidende Rolle. Da Vvn aber zur Gruppe der eusozialen Insekten gehört, sind Gruppierungen, Arbeitsteilungen und somit auch gruppenbetreffende Entscheidungen vorauszusetzen.

Studien belegen, dass Vvn den Nestbau in ca. 10m Höhe und mehr bevorzugt (Rome/ Villemant 2015). Die Nestausrichtung erfolgt oft in südliche Richtung. Das Flugloch wird gern in östliche und nordöstliche Richtung angelegt (Perrard 2009). Das Flugloch ist immer seitlich. Die Form des Nestes sticht besonders ins Auge: oft kugelrund in der Größe eines Fuß- oder Basketballs oder nahezu tropfenförmig. Die Nestfarbe kann als oft als beigebraun beschrieben werden. 

„So ein großes Sekundärnest wiegt mit Ast so gerne mal 6-8 Kg. Ohne Ast eher so 3-4 Kg. Ja nach Neststärke kann so ein Nest zwischen 4 und 10 Brutteller haben, glaube sogar von 12 gelesen zu haben, wenn man so ein ganz großes Nest hat. In den unteren 2 bis 3 Bruttellern sind die Jungköniginnen drin. Drohnen sollen am Rand sein und man kann diese bei ausgewachsener verdeckelter Brut an der Höhe des Deckels im Vergleich zu den Arbeiterinnenzellen erkennen. Drohnen sind beim Schlupf bereits größer. Bei Jungköniginnen und Drohnen ist es bei verdeckelter Brut von der Höhe nicht mehr wirklich zu unterscheiden. Im Maden-Stadium könnte ich das nicht unterscheiden.“ Nicole König, 07.01.2025

Standardquellen (alphabetisch)