Neues aus Flandern

In Belgien wurden sehr interessante Untersuchungen durchgeführt, die wir hier gern mit Euch teilen möchten. Veröffentlicht wurde es in der Facebook- Gruppe „Aziatische hoornaar Vlaanderen“.

„Ich habe einige entfernte Nester zur Beobachtung in Käfigen installiert, um sie zu studieren. Sie erhalten Baumaterial (Hülle alter Nester), Zuckerwasser, Kabeljau und Insekten. Alle diese Nester haben inzwischen Arbeiterinnen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich solch ein Nest entwickelt, Millimeter für Millimeter und Schicht für Schicht gebaut wird, wie die Larven versorgt werden, wie Nahrung zwischen den Individuen und den Larven ausgetauscht wird, wie sich die Larven verpuppen usw.
Einige Beobachtungen:

  • Ein Embryonest konsumiert etwa 5 bis 10 Insekten pro Tag (es werden nur Bruststücke von Bienen verwendet, Fliegen werden vollständig genutzt), abhängig davon, wie weit die Larven entwickelt sind.
  • Bei einem primären Nest mit einigen Arbeiterinnen steigt dies auf 10 bis 20 Insekten pro Tag.
  • Sobald mehr als 5 Arbeiterinnen vorhanden sind, bleibt die Königin im Nest.
  • Sie bevorzugen Insekten gegenüber Fisch, aber mit reinem Kabeljau funktioniert es auch.
  • Ich bemerke keine Arbeitsteilung unter den Arbeiterinnen. Sie holen alle Zucker, Proteine, Baumaterial und füttern die Larven.
  • Larven geben Laute von sich, um Futter zu betteln. Sie erhalten zermahlene Proteine und Zuckerwasser und geben im Gegenzug süße Tröpfchen zurück.
  • In vielen primären Nestern kommen auch einige Drohnen vor. Diese tun überhaupt nichts. Sie erhalten auch Proteine zum Kauen. Sie werden meist nach etwa zehn Tagen verstoßen.
  • Arbeiterinnen sind bereits 2 Tage nach der Geburt aktiv mit der Larvenpflege, dem Bau und dem Sammeln von Nahrung und Baumaterial beschäftigt.
  • Die Hülle um ein Nest wird innerhalb weniger Tage vollständig geschlossen (erste Schicht).
  • Fremde Arbeiterinnen aus einem anderen Nest werden problemlos akzeptiert (je jünger, desto leichter). Ältere Arbeiterinnen werden von den Arbeiterinnen heftig geputzt, ähnlich dem „Grooming“ bei Bienen. Manchmal tun sie dies auch mit Arbeiterinnen, die im selben Nest geboren wurden (anderer Geruch?).
  • Fremde Drohnen werden getötet.
  • Fremde Königinnen werden von den Arbeiterinnen angegriffen und gestochen, wenn sie sich dem Nest nähern.
  • Gestochene Königinnen sind eine Zeit lang gelähmt, können sich aber nach einigen Tagen vollständig davon erholen.
  • Bei einem Nest ohne Königin wird eine neue Königin akzeptiert.
  • Arbeiterinnen leben etwa einen Monat.
  • Ein Nest wird von innen abgebaut, um es an der Außenseite zu erweitern (mehrere Schichten Hülle).
  • Die Hülle des primären Nests kann verwendet werden, um schnell das sekundäre Nest zu bauen. Dann entstehen plötzlich Löcher im primären Nest (Beobachtung vom letzten Jahr).
  • Die Königin wechselt zwischen dem primären und dem sekundären Nest hin und her. Es befanden sich bereits Eier und kleine Larven im sekundären Nest, als die Königin noch im primären Nest gesehen wurde.
    Wer hat noch Ideen, die mit Nestern in Gefangenschaft getestet werden könnten?“

Galiciens Kampf gegen Vvn- was Europa daraus lernen kann

Unlängst wurde in Deutschland die Umstufung der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax von „invasiv“ auf „etabliert“ verkündet. Die Folgen dieser Ankündigung und der zukünftige Umgang der einzelnen Bundesländer mit dieser „neuen Situation“ bleiben abzuwarten. Bereits jetzt herrscht eine große Unsicherheit in Gruppierungen, die sich neu mit dem Thema Vvn anfangen zu beschäftigen, und es herrscht eine deutlich wahrnehmbare Verunsicherung in den Gruppen derer, die schon länger damit zu tun haben. Genannt seien hier alle ehrenamtlich Tätigen und/ oder haupt,- oder nebenberuflich tätigen Hornissen- und WespenberaterInnen, die mit großer Fachkenntnis seit mehren Jahren an dem Thema arbeiten und tatkräftig versuchen auszugleichen, was manch eine deutsche UNB theoretisch über die Vvn nicht zu vermitteln vermag. Fakt ist: die Velutina- Saison hat in Deutschland begonnen und die biologische Entwicklung des Tieres kennt keine paragrafischen Grenzen.

Wo wird die Reise hingehen? Das fragen sich derzeit sehr viele – eigentlich alle. Alle, die thematisch und praktisch mit der Vvn zutun haben.

Wenn man es ganz genau nimmt, sind Unsicherheit und Verunsicherung unangebracht. Ein Blick auf die Handlungsweisen der europäischen Nachbarn, die seit Jahrzehnten mit Vvn zu tun und zu kämpfen haben, zeigen: es gibt Möglichkeiten, und praktische sachgerechte Taten können viel bewirken.

Schauen wir nach Galicien …..

Galicien ist eine autonome Gemeinschaft im Norden Spaniens, die 313 Gemeinden umfasst, deren Hauptstadt Santiago de Compostela ist- ein historischer Wallfahrtsort mit jährlich mehreren Hunderttausenden Pilgern aus aller Welt.

2012 wurde Vvn erstmals an zwei Orten nachgewiesen: im Norden in Burela (Provinz Lugo), im Süden in Rosal (Provinz Ponte vedra). In den folgenden 4 Jahren konnte in Galicien ein Anstieg von erstmals 2 Nestern auf 10642 (!!! gefundenen) Nestern dokumentiert werden. Der rasante Anstieg sollte allen europäischen Nachbarn -wie uns- ein Mahnmal sein. Galicien war neben Frankreich eins der ersten Länder, die sich mit Vvn gezwungenermaßen auseinandersetzen mussten. Heute, nach mehr als 10 Jahren Erfahrung mit dem neuen Tier hat Galicien Maßnahmen ergriffen, von denen wir europäischen Nachbarn, die die Entwicklung der Velutina noch vor sich haben, unbedingt lernen sollten.

2024 wurde erstmals in Galicien eine großangelegte Aktion durchgeführt, die mit einem finanziellen Einsatz von 1,8 Mil. € mehrere Kampagnen umfasste:

breitgefächerte Informierung der Bevölkerung

Austeilung von Fallen

Dokumentation und Erfassung von Meldungen

Entfernung von gemeldeten Nestern

Die ganz Galicien umfassende Kampagne hatte folgende Ergebnisse: mittels 20.500 Fallen wurden 113.000 Königinnen in 261 Gemeinden gefangen. 18.700 Nester konnten durch diesen zentralisierten Plan entfernt werden.

Der „galicische Plan“- egal, wie lange er gedauert hat- sollte ein konstruktives Beispiel sein!

La coordinadora del trampeo contra la velutina

Gefahrenzeichen "Biozid"

Großflächiger Einsatz von Bioziden zur Bekämpfung der Vespa velutina nigrithorax (Vvn): ein schweizerisches Modell wirft Fragen auf

Am 26.03.25 veröffentlichte das schweizerische Nachrichtenportal „Watson“ einen Artikel, der einige Fragen aufwirft.

Laut „Watson“ hat der schweizerische Bundesrat bewilligt, dass Kantone „unter bestimmten Voraussetzungen Ausnahmebewilligungen für den Biozid- Einsatz im Wald erteilen können“. Eine entsprechende Verordnungsänderung wurde vom zuständigen Umweltdepartement (Uvek) verschickt. Diese besagt, dass „Nester im Wald ab Herbst 2025 mit Bioziden bekämpft werden können“.

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Vespa velutina nighrithorax (Vvn) in der Schweiz: beispielhafte Bekämpfung durch Bürger und Öffentlichkeitseinbindung

Am 25.03.25 wurde auf dem schweizerischen Nachrichtenportal „Watson“ ein Artikel veröffentlicht, der sich mit dem Umgang mit der seit 2017 in der Schweiz nachgewiesenen Vvn beschäftigt. Link siehe auch Anhang. Es wird aufgezeigt, dass 57 Nester in den Kantonen Basel- Stadt und Basel- Land im Jahr 2024 erfolgreich gefunden und damit entfernt werden konnten, weil ein Großteil der Meldungen zu Sichtungen aus der Bevölkerung stammte. Dies zeigt deutlich auf, wie erfolgsversprechend und notwendig die Informierung und Einbindung der Bevölkerung mittels Öffentlichkeitsarbeit ist!

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Vespa velutina nigrithorax: per Anhalter durch die Welt

Seit Jahrzehnten ist, bedingt durch den zunehmenden globalen Handel, eine stark ansteigende Ausbreitung zahlreicher Pflanzen- und Tierarten weltweit zu verzeichnen. Die Verbreitung der Arten erfolgt zumeist durch „menschliche Bewegung“. Es gibt Beispiele, die verdeutlichen, dass menschliche Bewegung schon in der weit zurückreichenden Vergangenheit einen nachhaltigen Einfluss auf die Verbreitung von Tierarten hatte. Ein sehr frühes Beispiel ist die Verschleppung von Hunden und Ratten nach Neuseeland um 1300. Die älteste dokumentierte Invasion einer Tierart ist die Verbreitung europäischer Kaninchen auf den Balearen im 1. Jh. vor Chr.

Aus der Gruppe der Hautflügler sind zahlreiche Arten als Invasoren bekannt. Besonders aus der Gruppe der Faltenwespen (Vespidae) sind 34 Arten bekannt, die durch menschlichen Handel verschleppt wurden. 7 der besonders invasiven Arten sind „eusozial“ (besondere Form des Sozialverhaltens innerhalb einer Gruppe). Als Beispiele sind hier die Verbreitung der Vespa vulgaris in Neuseeland zu nennen, oder Vespa pensylvanica, die in den 70iger Jahren auf Hawai durch die Einschiffung von Weihnachtsbäumen eintraf.

Die Asiatische Hornisse Vespa velutina nigrithorax ist sehr wahrscheinlich bereits im im Jahr 2003 in Europa angekommen. Ein Bonsai- Züchter aus Sainte- Livrade-sur- Lot (Départment Lot- et- Garonne) in Frankreich bemerkte im Sommer 2004 „auffallend dunkle“ Hornissen. Er erkannte die Art, die ihm auf einer Reise nach China aufgefallen war, wieder. Im Herbst 2004 entdeckte er nach dem Laubfall zwei kugelförmige Nester in Bäumen seiner Nachbarschaft und zerstörte sie mit einer Schrotflinte. Als er sie 2005 wieder fliegen sah, fing er ein Exemplar ein und schickte es 2006 an einen Spezialisten, der die Identifizierung bestätigte. Laut dem Bonsai-Produzenten könnte diese Asiatische Hornisse in den Kisten mit chinesischer Keramik eingeschleppt worden sein, die er seit mehreren Jahren regelmäßig aus Yunnan importierte. Da der Schiffstransport nur einen Monat dauerte, wäre das Überleben der befruchteten Weibchen in den Kisten problemlos möglich gewesen, wenn die Verschiffung während der Winterperiode erfolgt wäre. (aus: Villemant et al. 2006)

„Angesichts der potenziell hohen Kosten, die mit der Invasion der Gelbbeinhornisse für Waren und Dienstleistungen verbunden sind, und angesichts der Schwierigkeiten und Kosten, die ihre Bekämpfung nach einer erfolgreichen Etablierung mit sich bringen kann, dürfte die Verhinderung der Einführung der Art in neue Länder wahrscheinlich weniger kostspielig sein. Wir empfehlen daher, Überwachungsbemühungen auf Gebiete auszurichten, die als klimatisch geeignet eingeschätzt werden, insbesondere auf Inseln wie Großbritannien und Japan (Robinet et al. 2016). Wenn die Gelbbeinhornisse in Großbritannien tatsächlich nur ein paar Mal beobachtet wurde, ist eine schnelle landesweite Kolonisierung sogar von einem einzigen invasiven Standort aus möglich (Keeling et al. 2017), und die Bekämpfung wäre weniger kosteneffektiv als die Invasionsprävention für andere Regionen des Landes…

…Darüber hinaus wurden in der Nähe von Frachtbereichen von Bahnhöfen, Häfen und Flughäfen verschiedene Nachweise in neuen Gebieten durchgeführt (z. Güterbahnhof in einem nördlichen Vorort von Paris im Jahr 2009 und Flughafen im Jahr 2011, in der Nähe des Hafens von Viana do Castelo, Portugal im Jahr 2011, Hafen von Burela in Galicien, Spanien 2012, in der Nähe des Hafens von Bristol, Großbritannien im Jahr 2016), was darauf schließen lässt, dass der kommerzielle Transport auch eine bedeutende Rolle bei der Fernverbreitung und vor allem bei der Schaffung neuer Verbreitungsgebiete spielt und seine Auswirkungen auf die Verbreitung der invasiven Hornisse nicht vernachlässigt werden dürfen. Die Überwachungsbemühungen sollten sich daher stark auf Kreuzungspunkte für kommerziellen und menschlichen Transport konzentrieren. Andere Länder wie die USA, Australien, die Türkei und Argentinien scheinen klimatisch für die Art geeignet zu sein, auch wenn die Gelbbeinhornisse dort noch nicht beobachtet wurde. Angesichts ihrer Entfernung zum ursprünglichen und derzeit invasiven Verbreitungsgebiet der Art ist es unwahrscheinlich, dass sich die Art in diesen Ländern von selbst ausbreitet.“ (Salle 2020)

Anmerkung der Redaktion: aus persönlichen Gesprächen mit türkischen Imkern ist bekannt, dass Vvn in dem Gebiet um Troya (Tevfikiye) seit 2023 auftritt. Auch in den USA (Savannah/ Georgia) ist Vvn seit 2023 gemeldet. Über Vorkommen in Australien und Argentinien liegen noch keine Daten vor.

 

  • Claire Villemant et al.: Premier bilan de l’invasion de Vespa velutina Lepeletier en France (Hymenoptera, Vespidae). Bulletin de la Société entomologique de France. 2006. S. 535-538.
  • Christelle Robinet et al. 2016: Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: The role of human-mediated dispersal and the effects of control measures
  • Jean- Michelle Salle (2020): The economic cost of control oft he invasive yellow-legged Asian hornet, https://www.researchgate.net
  • Keeling MJ, Franklin DN, Datta S, Brown MA, Budge GE (2017): Predicting the spread of the Asian hornet (Vespa velutina) following its incursion into Great Britain. Scientific Reports 7: https://doi.org
  • Jacqueline R. Beggs, Eckehard G. Brockerhoff, Juan C. Corley, Marc Kenis, Maite Masciocchi, Franck Muller, Quentin Rome, Claire Villemant: Ecological effects   and management of invasive alien Vespidae 15 February 2011 / Accepted: 10 June 2011
  • https://www.bienenundnatur.de
  • Australien, März 2025: https://www.dpi.nsw.gov.au

Unterscheidung von anderen Wespen- und Hornissenarten

Am häufigsten wird die Asiatische Hornisse, Vespa velutina nigrithorax (Vvn), mit der einheimischen, europäischen Hornisse, Vespa crabro (Vc), verwechselt. Besonders im Vorbeiflug sind die beiden Arten schwer voneinander zu unterscheiden. Bei genauerer Betrachtung gibt es jedoch einige markante Unterscheidungsmerkmale. 

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Als Faustregel gilt:

  • Vvn ist etwas kleiner als Vc
  • Vvn ist schlanker als Vc
  • Vvn hat leuchtend gelbe Beine („bis zum Knie“), Vc hat durchgehend braune Beine
  • Vvn besitzt einen durchgehend schwarzen Brustbereich (Thorax), der Thorax von Vc ist schwarz mit braunen Bereichen
  • Der Kopf von Vvn ist auf der Oberseite schwarz, das Gesicht orange. Kopf/ Gesicht von Vc ist gelb mit brauner „Maske“
  • Der Hinterleib (Abdomen) von Vvn ist schwarz mit schmalem, gelben Band und v-förmiger gelblich- orangener Markierung. Das Abdomen von Vc hat leuchtend gelbe und braune Markierungen
  • Vvn fliegt nicht nachts, dafür bei Regen, die Vc ist auch nachtaktiv und fliegt bei Dunkelheit künstliche Lichtquellen an
  • Vvn kann im Gegensatz zu Vc rückwärts fliegen und in der Luft stehen (ähnlich einem Helikopter)

Von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Institut für Bienenkunde und Imkerei (Veitshöchheim [2023]) kann jeder dieses Bestimmungskärtchen ordern, ausdrucken usw. Es dient v.a. zum Verteilen in der Bevölkerung zur Minimierung von Falschmeldungen. Bestimmungskärtchen Vespa velutina.

Die Ausbreitung von Vvn: Muster, Geschwindigkeit und Strategien

Viele Länder beschäftigen sich wissenschaftlich mit Muster, Geschwindigkeit und Strategien in der Ausbreitung von Vvn.  Länderübergreifend werden sehr unterschiedliche Ergebnisse geliefert. Dies ist auf die vielseitigen Einflussfaktoren zurückzuführen, die die Ausbreitung bestimmen. Im Folgenden werden die wesentlichen Verbreitungsmerkmale beschrieben.

Wie verbreitet sich Vespa velutina nigrithorax?

Es gibt drei Muster der Verbreitungsausweitung in Bezug auf den Zeitverlauf:

  • linear: Ausbreitung erfolgt mit einer Konstanten (Andow et al. 1990) 
  • zweiphasig (mit einer anfänglich flachen Steigung, gefolgt von einer steilen linearen Steigung)
  • mit der Zeit beschleunigend, wobei schnell die Sättigungsphase erreicht wird (Shigesada et al. 1995)

Die drei Verbreitungsmuster erfolgen entweder durch:

  • Diffusion: selbstvermittelte Ausbreitung von einem anfänglichen Standort (Lockwood et al. 2007)
  • Sprungverbreitung: durch sprunghafte Ausbreitung in Regionen, die relativ weit vom Kernverbreitungsgebiet entfernt sind, ohne die dazwischen liegenden Regionen zu besiedeln, was zur Gründung von weiter entfernten Kolonien führt= Bildung von „Aussenposten“. (Suarez et al. 2001)
  • Wenn sich Außenposten in ökologisch geeigneten Gebieten etablieren, kann die Art den Ausbreitungsprozess von dort aus fortsetzen und ihn beschleunigen.
  • Wenn sich eine Art durch beide Prozesse (natürliche Diffusion und Sprungverbreitung) ausbreitet, kommt es zu geschichteter Diffusion (Hengeveld 1989; Suarez et al. 2001). Bei einem solchen Prozess erfolgt die anfängliche Verbreitung hauptsächlich durch Diffusion, aber wenn sich das Gebiet der Gründerpopulation ausdehnt, beschleunigen neue Nester, die durch Fernereignisse geschaffen wurden, die Verbreitung in späteren Phasen. (Shigesada et al. 1995)

„Die Verbreitung von V. velutina in Europa wird als ein geschichteter Diffusionsprozess angesehen, der eine Mischung aus natürlicher Diffusion und Sprungverbreitungsereignissen umfasst (Bertolino et al. 2016; Robinet et al. 2017; Lioy et al. 2019). Die Sprungverbreitung kann durch zwei verschiedene Prozesse erfolgen: Selbstverbreitung von Gynen (Königinnen der nächsten Generation), die in der Lage sind, aus eigener Kraft weite Strecken zu fliegen (18 km/Tag in Flugmühlenexperimenten – pers. Mitteilung, Dr. D. Sauvard, INRA, Frankreich an die Autoren von Robinet et al. 2017) oder durch vom Menschen vermittelte Verbreitung (Robinet et al. 2019).“ (Verdasca 2021)

Einen wesentlichen Einfluss auf die Verbreitung von neuen Kolonien haben folgende Faktoren:

  • klimatische Faktoren: Niederschlag und Temperatur
  • landschaftliche Faktoren: geologische Beschaffenheit/ Topografie (Flachland, Berge, Buschland)
  • anthropogenen Variablen einer Region. Mit antropogenen Variablen sind Umweltveränderungen gemeint, die direkt oder indirekt vom Menschen verursacht oder beeinflusst werden (Beispiele: landwirtschaftliche Feldernutzung, Verkehrsnetze). In der Studie von Verdasca et al. (2021) hat sich gezeigt, dass Autobahnen und landwirtschaftlich genutzte Flächen wichtige antropogene Variablen in der Ausbreitung von Vvn sind.

Die gesamte Ausbreitungsgeschwindigkeit der Vvn ist den genannten Faktoren abhängig.

Ausbreitungsgeschwindigkeit, Länderbeispiele:

Portugal Westen/ Küste nach Süden: 45 Km/Jahr, Portugal Osten: 20 Km/Jahr (Verdasca 2021)

jährliche durchschnittliche Ausbreitungsrate in Italien = 18,3 ± 3,3 km (Bertolino et al. (2016)

Jährliche Verbreitungsrate in Frankreich: 78 Km (Robinet et al. (2017)

Quellen:

  • M. Verdasca, H. Rebelo, L. G. Carvalheiro, R. Rebelo (2021): Invasive hornets on the road: motorway-driven dispersal must be considered in management plans of Vespa velutina, https://neobiota.pensoft.net  
  • D. Andow, P. Kareiva, S. Levin, A. Okubo (1990): Spread of invading organisms. Landscape Ecology 4: 177–188.
    https://www.researchgate.net
  • N. Shigesada, K. Kawasaki , Y. Takeda (1995): Modeling Stratified Diffusion in Biological Invasions. The American Naturalist 146: 229–251.
    https://www.journals.uchio.edu
  • JJL. Lockwood, MFM Hoopes, MPM Marchetti (2007): Invasion ecology. Blackwell Publishing, Malden, 313 pp. 
    https://books.google.de
  • A. Suarez, DA Holway, TJ. Case (2001): Patterns of spread in biological invasions dominated by long-distance jump dispersal: Insights from Argentine ants. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 98: 1095–1100.
    https://doi.org
  • B. Hengeveld (1989): Dynamics of biological invasions. Chapman & Hall, London. 
    https://books.google.de
  • S. Bertolino, S. Lioy, D. Laurino, A. Manino, M. Porporato (2016): Spread of the invasive yellowlegged hornet Vespa velutina (Hymenoptera: Vespidae) in Italy. Applied Entomology and Zoology 51: 589–597.
    https://doi.org
  • C. Robinet, C. Suppo, E. Darrouzet (2017): Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: the role of human-mediated dispersal and the effects of control measures. Journal of Applied Ecology 54: 205–215. https://doi.org
  • C. Robinet, E. Darrouzet, C. Suppo (2019): Spread modelling: a suitable tool to explore the role of human-mediated dispersal in the range expansion of the yellow-legged hornet in Europe. International Journal of Pest Management 65: 258–267. https://www.researchgate.net
  • S. Lioy, A. Manino, M. Porporato, D. Laurino, A. Romano, M. Capello, S. Bertolino (2019): Establishing surveillance areas for tackling the invasion of Vespa velutina in outbreaks and over the border of its expanding range. NeoBiota 46: 51–69. https://neobiota.pensoft.net

Einblick IN den Kirschlorbeer - zum Sekundärnest ausgebautes Primärnest im Kirschlorbeer©:Foto: Stefan Neumann (freigegeben für die Velutina Army)

Invasive Arten: Überblick des wirtschaftlichen und finanziellen Ausmaßes

Invasive Arten: Überblick des wirtschaftlichen und finanziellen Ausmaßes

Invasive Arten stellen mittlerweile die größte Bedrohung für die heimische Artenvielfalt und das Funktionieren regionaler Ökosysteme dar. Mit dem Anstieg des weltweiten Handels und der verbundenen Verbreitung invasiver Arten steigt der Druck auf alle Ökosysteme. Der ökonomische Aspekt der invasiven Arten ist ein ernstzunehmender Teilaspekt des Problems – die Weltwirtschaft wird durch die immensen Kosten der Ausbreitung invasiver Arten vor neue Probleme gestellt.

Die Ausbreitung invasiver Arten nimmt finanziellen Einfluss auf Dienstleistung und Güter aus:

  • Landwirtschaft
  • Forstwirtschaft
  • Aquakultur
  • Tourismus
  • Freizeit
  • Infrastruktur
  • Gesundheitswesen

Aufgrund des Umfanges der Bereiche werden international Rahmenwerke vorgeschlagen und entwickelt, um die finanziellen Kosten „von Arteninvasionen in Präventions-, Schadens- und Reaktionskosten, aber auch in Waren und Dienstleistungen, menschliche Gesundheit, Ökosystemprozesse und Ökologie“ zu kategorisieren. (Salle 2020)

Die wirtschaftlichen Kosten invasiver Insekten können in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

  • Kosten im Zusammenhang mit der Verhinderung der Invasion
  • Kosten für die Bekämpfung der Invasion
  • Kosten für den durch die Invasion verursachten Schäden

(Bradshaw et al. 2016).

Der wirtschaftliche Schaden und die damit verbundenen Kosten sowie finanziellen Verluste durch invasive Arten wird weltweit in milliardenhohen Beträgen beziffert. Bradshaw et. al. haben 2016 eine Studie veröffentlicht, in der geschätzt wird, dass „invasive Insekten weltweit mindestens 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr“ an Waren und Dienstleistungen kosten, „während die damit verbundenen Gesundheitskosten 6,9 Milliarden US-Dollar pro Jahr übersteigen“(Bradshaw et al. 2016), obwohl diese Schätzungen vermutlich stark unterschätzt sind.

Die Kosten der Invasion durch Vespa velutina nigrithorax (Vvn) wurden weltweit bis dato nicht flächendeckend untersucht.

Die Invasion der Vvn wird europaweit primär durch Nestbeseitigung behandelt. „Angesichts der raschen Ausbreitung der Gelbbeinhornisse haben die Verwaltungen einiger französischer Städte und Departements beschlossen, die Zerstörung der Gelbbeinhornisse zu subventionieren, um die invasive Art zu bekämpfen, und der Subventionsmechanismus ermutigt offensichtlich alle Akteure, von diesen Verwaltungen anerkannt zu werden.“ (Salle 2020)

Untersuchungen aus Frankreich zeigen, dass allein die Nestbeseitigung zwischen 2006-2015 einen geschätzten Betrag von 23 Millionen € verursacht hat. Mit weiterer Ausbreitung wird mit einem jährlichen Betrag für Nestbeseitigung wie folgt geschätzt:

  • Frankreich: 11,9 Mil.€
  • Italien: 9 Mil. €
  • Großbritannien: 8,6 Mil. €

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Kosten und Verluste im Bereich Imkerei und Bestäubung durch Vvn wurde bis dato noch nicht errechnet.

„Bis heute ist die Entfernung von Nestern die wichtigste Strategie zur effizienten Kontrolle der Population von Vespa velutina nigrithorax… Der Klimawandel könnte im Gegenteil die Invasion in naher Zukunft verschlimmern (Barbet-Massin et al. 2013) und damit die wirtschaftlichen Gesamtkosten erhöhen. Die Nestbeseitigung bleibt daher derzeit die wichtigste Strategie zur Kontrolle der Ausbreitung und der Populationsdichte der Vvn, und wir schlagen vor, diese Strategie beizubehalten oder zu intensivieren … Sie könnte auch mit dem Fangen einzelner Tiere mit selektiveren Fallen und selektiveren Lockstoffen kombiniert werden, um die Kontrolle effizienter zu gestalten (Robinet et al. 2016)… Bis heute reicht der Aufwand für die Nestbeseitigung nicht aus, um die Ausbreitung der Art zu verhindern. Tatsächlich wird geschätzt, dass in Frankreich jedes Jahr durchschnittlich nur 30–40 % der entdeckten Nester zerstört werden (Robinet et al. 2016). Die Anzahl der zerstörten Nester ist nicht das Ergebnis einer Kontrollstrategie, die auf die Zerstörung aller oder eines bestimmten Prozentsatzes der entdeckten Nester abzielt, sondern vielmehr darauf, dass Nester zerstört werden, weil sie potenziell schädlich für den Menschen (Nester in der Nähe menschlicher Siedlungen) oder die Imkerei (Nester in der Nähe von Bienenstöcken) sind. Die Durchsetzung einer Kontrollstrategie, die auf eine Verdoppelung der Anzahl der zerstörten Nester abzielt… könnte die Verbreitung (Ausbreitungsrate) der Art um 17 % und ihre Nestdichte um 29 % reduzieren (Robinet et al. 2016). Die Zerstörung von weiteren 95 % der entdeckten Nester… könnte die Verbreitung der Art um 43 % und ihre Nestdichte um 53 % reduzieren… Wenn eine systematischere Nestzerstörung zur besseren Kontrolle der gelbbeinigen Hornisseninvasion in Betracht gezogen wird, müssen Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durchgeführt werden und die Nestentfernung könnte durch Vorschriften eines Landes vorgeschrieben werden. Um einen höheren Prozentsatz von Nestern zu erreichen, die entdeckt und lokalisiert werden, müssen außerdem neue Ortungstechniken implementiert werden… Um die Kosten/Nutzen verschiedener potenzieller Kontrollstrategien besser zu verstehen, ist es auch wichtig, die Kosten von Strategien zur Nestbeseitigung mit den wirtschaftlichen Kosten aufgrund der negativen Auswirkungen der Gelbbeinhornisse zu vergleichen, wie z. B. einem möglichen Rückgang der Bienenzuchttätigkeit oder der Bestäubungsleistungen oder Gesundheitskosten. 2015 betrugen die Einnahmen aus der Bienenzucht in Frankreich im Jahr 135 Millionen Euro. Da derzeit die Hälfte Frankreichs von der Gelbbeinhornisse befallen ist, können etwa 50 % dieser Einnahmen durch die Gelbbeinhornisse gefährdet sein. Wenn die invasive Art einen Rückgang der Honigproduktion um 5 % verursachen würde, wären damit jährliche Kosten von 3,3 Millionen Euro verbunden. Dies ist eine grobe Schätzung, für die Daten zur räumlichen Verteilung der Honigproduktion und den Auswirkungen der Gelbbeinhornisse auf die Honigproduktion verfeinert werden müssten. Die jährlichen Bestäubungsleistungen für die Landwirtschaft wurden in Frankreich auf 2 Milliarden Euro geschätzt (Gallai et al. 2009). Wenn die Gelbbeinhornisse also einen Rückgang der Bestäubungsleistungen um 5 % auf der Hälfte des Territoriums verursachen würde, wären damit jährliche Kosten von 50 Millionen Euro verbunden. Natürlich sind weitere Untersuchungen erforderlich, um diese Schätzungen zu präzisieren und insbesondere den Prozentsatz der betroffenen Honigproduktion und Bestäubungsleistungen zu ermitteln. Ein Vergleich mit den jährlichen Kosten von 11,9 Millionen Euro für die Nestzerstörung vermittelt jedoch eine Vorstellung von der Größenordnung der relativen Kosten für Schäden und Schadensverhütung. Selbst wenn strengere Kontrollmaßnahmen ergriffen würden, die auf eine Verdreifachung der Anzahl der zerstörten Nester abzielen, wären diese immer noch weniger kostspielig als die Kosten potenzieller Schäden für Bienenzucht und Landwirtschaft, wenn die Gelbbeinhornisse einen Rückgang der Honigproduktion und der Bestäubungsleistungen um mehr als 5 % verursacht. Schätzungen der mit Überwachung oder Prävention verbundenen Kosten wären ebenfalls sehr aufschlussreich.“ (Salle 2020)

Schau Dir auch gern diesen Videobeitrag aus der ARD Mediathek dazu an.
Dauer 00:29:58, verfügbar bis 06.05.2026, 10 Uhr.

Quellen:

  • Jean- Michelle Salle (2020): The economic cost of control oft he invasive yellow-legged Asian hornet, https://www.researchgate.net
  • Bradshaw CJA, Leroy B, Bellard C, Roiz D, Albert C, Fournier A, Barbet-Massin M, Salles JM, Simard F, Courchamp F (2016): Massive yet grossly underestimated global costs of invasive insects. Nature Communications 7: 12986. https://doi.org
  • Barbet-Massin M, Rome Q, Muller F, Perrard A, Villemant C, Jiguet F (2013): Climate change increases the risk of invasion by the Yellow-legged hornet. Biological Conserv 157: 4–10. https://doi.org
  • Robinet C, Suppo C, Darrouzet E (2016): Rapid spread of the invasive yellow-legged hornet in France: the role of human-mediated dispersal and the effects of control measures. Journal of Applied Ecology, 54(1): 205–215. https://doi.org
  • Kishi S, Goka K (2017): Review of the invasive yellow-legged hornet, Vespa velutina nigrithorax (Hymenoptera: Vespidae), in Japan and its possible chemical control. Applied Entomology and Zoology 52: 361–368. https://doi.org
  • Gallai N, Salles J-M, Settele J, Vaissiere BE (2009): Economic valuation of the vulnerability of world agriculture confronted with pollinator decline. Ecological Economics 68: 810–821. https://doi.org

Kennzeichnen der Tiere

Um Nester der Asiatischen Hornisse Vespa velutina nigrithorax (Vvn), zu suchen und zu finden, müssen die Tiere, die man auf Futterquellen entdeckt oder bereits auf Locktöpfe/Dochttöpfe konditioniert hat, markiert werden. Mit den markierten Tieren kann man dann Flugrichtungen und Flugzeiten bestimmen. Zum Markieren eignen sich Markierstifte, wie man sie auch für die Zeichnung von Honigbienen-königinnen verwendet. Gefangen wird das Tier mit Netz oder Schleier und wird dann in ein Zeichenröhrchen (für Honigbienen), o.ä. überführt. Man kann die Vvn auch durch den Schleier markieren, wenn man keinen Kescher und/ oder Zeichengeräte dabei hat. Lies hierzu auch gern den Beitrag zur Triangulation.


Grundausstattung Kennzeichnen und Suchen:

  • Locktopf/ Dochttopf 
  • Kescher oder Schleier zum Abfangen
  • Zeichengeräte: Fang- Clip/ Clip- Fänger, Röhrchen zum Markieren von Bienenköniginnen
  • Markierstifte ( Im Imkereibedarf erhältlich)
  • Kompass
  • Fernglas
  • Stoppuhr
  • Notizblock/ Handy

Vvn Grundausrüstung Nestsuche©:Foto: (freigegeben für die Velutina Army) Jutta Kalff
Vvn Grundausrüstung Nestsuche

Erfahrungsberichte:

Es wurde nachgewiesen, dass Hornissen, deren Abdomen kleine Markierungen (z. B. Punkte) aufweisen, schneller und zuverlässiger zurückkehren als solche, deren Markierungen groß und dick aufgebracht sind.

Beispiel: Tiere mit kleinen Punkten kamen gleichzeitig, während eine dick markierte Hornisse erst nach der doppelten bis dreifachen Zeit zurückkehrte.(Quelle: WAG-VAH, A. Häußler-Wellenreuther, 04.11.2024)